Iiiih! Zankäpfel!

■ Bürger brachte Pferdeäpfel bis auf den Tisch eines Obergerichts

Bis auf Tisch des Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg hat ein streitbarer Bürger der Nordseeinsel Juist Pferdeäpfel gebracht, die ihn stören. Drei hauptamtliche und zwei ehrenamtliche Richter des zwölften Lüneburger Senats verschafften sich am Montag bei einem Lokaltermin in Juist persönlich ein Bild für ein angemessenes Urteil. Am grünen Tisch konnte es offenbar nicht gefunden werden.

Zu Zankäpfeln wurden die Verdauungsrückstände der Pferde, weil ein Bürger aus Überlingen am Bodensee auf Juist ein Grundstück hat und nicht einsehen will, daß er die Straße vor seinem Haus auch von Pferdemist freihalten soll. Er wurde zunächst bei der Gemeindeverwaltung vorstellig, die den Betrieb von benzingetriebenen Transportmitteln generell verboten hat. Sie sollte die Eigentümer der ortsansässigen Pferdedroschken zwingen, den Mist vor fremder Leute Haus selbst wegzuräumen. Der Juister Amtsschimmel beharrte jedoch auf dem Grundsatz „Jeder kehre vor seiner Tür“ und wies das Begehren ab.

Der Überlinger erhob Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg. Leicht wiehernd hieß es in einer Stellungnahme der Gemeinde: „Ein größerer Dunghaufen als Verbrennungsrückstand eines Hafermotors stellt keine besondere Verunreinigung dar, sondern gehört zu den normalen Fahrbahnverschmutzungen aus dem durch Widmung sich ergebenden Gemeingebrauch.“

Die Oldenburger Richter schlossen sich der Auffassung der Gemeindeverwaltung an, die bei der Verteidigung der autofreien Insel die „Freude der Spatzen“ als unvermeidbare Bürgerlast sieht. In den Sommermonaten müssen die Juister — ob geborene oder zugereiste — an jedem Werktag die Straße vor ihrem Grundstück fegen. Inklusive Äpfel. Zu Unrecht, glaubt der Überlinger und rief das Oberverwaltunsgericht an. Das genehmigte sich eine zweitägige Reise an die Nordseeküste. Bei bestem Maiwetter. Was die Richter vorher nicht wissen konnten. Und auch nicht nur wegen der Pferdeäpfel. Zu entscheiden haben sie außerdem einen Streit über die verweigerte Genehmigung für einen Elektrokarren, der beim Transport von Inselgästen zum Flugplatz die Pferde ersetzen soll.

Auch auf der Nachbarinsel Baltrum sollen die Lüneburger Oberrichter für Rechtsfrieden sorgen. Die Betreiber der örtlichen Flugzeugpiste wollen aus der hoppeligen Grasnarbe eine glatte Bahn aus Betonsteinen machen. Das mißfällt einigen Bürgern und einer klagenden Reederei, die um ihr Fahrgeschäft bangt. Mit dem Ausbau der Rollbahn sehen sie die Zahl der Starts und Landungen wachsen und ihr himmlisches Vergnügen an der Inselruhe und an den Einnahmen aus dem Fährverkehr sinken. Manfred Protze (dpa)