Beleidigte Leberwurst

■ „Mistress — Die Geliebten von Hollywood“ von Barry Primus

Barry Primus hat seine Erfahrungen mit der Filmmaschinerie gemacht. Er kennt die Hindernisse, die es zu überwinden gilt, bis ein Drehbuch realisiert ist. Überwunden hat er sie nicht. Folgt man Primus, sind das Hauptübel die Finanziers der Filme, die nur das Geld für einen Film bereitstellen, wenn eine Rolle für die Geliebte mit rausspringt.

In Mistress ändert der geplagte Drehbuchautor und designierte Regisseur Marvin (Robert Wuhl) so oft und konsequent das Script, bis aus einem Maler ein Nacktfotograf, aus einer Frauenrolle drei (weil es drei Geldgeber, also auch drei Freundinnen gibt) und aus einem Drama eine Komödie werden. Das läuft natürlich nicht ohne Wehundach ab, schließlich hat Marvin viel Herzblut drangegeben, einen Teil seiner eigenen Geschichte wollte er verfilmen.

Mistress will anklagen und ist doch eigentlich nur platt. Kaum ein Wort zu den üblichen Finanzstrategien in der Filmbranche, kein Wort von der erfolgsprogrammierten Planung eines Streifens von der Besetzung bis zur Werbung; einzig De Niro als schleimiger Geschäftsmann kommt dem nahe: „Es ist überhaupt kein Sex in der Handlung. Die Leute wollen Titten sehen.“ Böser wird Mistress in keinem Moment. Der Rest ist ein dialoglastiges Lamento aus der Sicht der schmollenden Leberwurst. Eine Haltung, die man zwar verstehen kann, aber die man sich nicht anschauen muß. Was das Filmbusiness aus dem ursprünglich kreativen Akt macht, hat Barton Fink drastischer und klarsichtiger dargestellt. Und der war zudem noch unterhaltsam und visuell. Mistress ist trotz eines Robert De Niro nur hausbackenes und verschnarchtes Sprechtheater. Schlechter Start für TriBeCa. to

Mistress — Die Geliebten von Hollywood. Regie: Barry Primus, mit Danny Aiello, Robert de Niro, Martin Landau, Eli Wallach, Robert Wuhl, Jace Alexander, Sheryl Lee Ralph, Laurie Metcalfe, Tuesday Knight, Jean Smart u.a. USA 1991, 105 Minuten.