Schmerzen unter der Gürtellinie

■ Stich und Steeb verlieren beim World-Team-Cup in Düsseldorf gegen die CSFR, und der verletzte Wimbledon-Sieger Stich droht mit Medienboykott, falls man sein Privatleben weiter durchwühlt

Düsseldorf (dpa/taz) — „Kein Problem. Alles in Ordnung“, tönte Michael Stich, als er vor Beginn des World-Team-Cups in Düsseldorf auf seine angeschlagene Gesundheit angesprochen wurde. Die sah das jedoch anders: Seine seit dem Hamburger Finale gegen Stefan Edberg kränkelnde Achillessehne meldete sich gemeinsam mit der benachbarten und scheint's verletzten Kapsel pünktlich zum Einstiegs-Match gegen den Tschechoslowaken Petr Korda zurück. Sang- und klanglos verlor der Wimbledon-Sieger gegen den Achten der Weltrangliste mit 3:6, 2:6. Gnädig kurze 66 Minuten lang wirkte er wie ein Statist, ehe der Prager ihn vom Platz ließ. „Ich habe mich nicht hundertprozentig bewegen können“, änderte Stich rasch seine Meinung über das eigene körperliche Befinden. Eine Lektion des Körpers, die sich der Verdrängungskünstler Stich so kurz vor den French Open zu Herzen nehmen sollte. Der Eiferer in Sachen Tennis bestritt im vergangenen Jahr insgesamt 149 Matches, und ist auch in diesem Jahr mit 29 Einzel- und 15 Doppel-Auftritten wieder einer der Fleißigsten im Tennis-Zirkus. Aus Schaden jedenfalls scheint der Elmshorner nicht klug zu werden. Vergangene Woche trat er in Rom verletzt an und verlor in der ersten Runde. Lange schon schleppte er sich mit Schmerzen im Schlagarm mehr schlecht als recht durch die Tour; nun droht ein ähnliches Dilemma mit dem Fuß.

Doch Stich überraschte die Fachleute, als er bei der Pressekonferenz plötzlich über Stiche im Unterleib klagte. Was die Boulevardpresse in letzter Zeit über ihn schmiere, gehe klar unter die Gürtellinie. „Ich finde es traurig, daß so viel Schwachsinn geschrieben wird“, klagte der 23jährige und drohte, sich den Medien gegenüber zu sperren, falls der Quatsch um seine Bekannte Jessica Stockmann nicht aufhöre. Erbost drohte er gar mit Rücktritt: „Ehe ich mir das Privatleben kaputtmachen lasse, höre ich lieber auf.“

Auf dem Court folgte dem fuß- und seelenkranken Stich ein tapferer, aber glückloser Kämpfer. Carl- Uwe Steeb, momentan die Nummer 32 im Computer, vergab gegen den sieben Ränge besser plazierten Karel Novacek mit 6:7, 6:3, 3:6 die Chance zur Wende. So war schon nach den beiden Einzeln die Entscheidung gefallen: Der CSFR gelang die erste Überraschung in der „Blauen Gruppe“, das Doppel war bedeutungslos geworden. Zum Glück, denn auch das verloren die beiden Pechvögel gegen Korda/Suk mit 6:7 und 2:6. Doch zumindest Steeb tröstet sich: Irgendwie sei die mit 1.377.500 Dollar dotierte ATP- Mannschaftsweltmeisterschaft „nur ein Showturnier“, findet der Stuttgarter. Und für eine gute Show hatte der Schwabe gesorgt: Den 7.800 Zuschauern auf dem ausverkauften Centre Court bot Steeb seine beliebte Löwennummer: Kämpfen. Der 24jährige, der am vergangenen Samstag in Rom das Halbfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Jim Courier (USA) verloren hatte, gab den ersten Satz trotz der Möglichkeit, mit eigenem Aufschlag nach einer 5:4-Führung alles klar zu machen, im Tiebrak ab; im zweiten Durchgang brillierte er mit klugem und variablem Spiel. Nach diesem Bravourstück verschwand Steeb unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans auf die Toilette. Ein entscheidender Fehler, denn während sich Steeb erleichterte, faßte Novacek heimlich Mut. Nach der kurzen Pause schaffte er im zweiten Spiel des entscheidenden Satzes das Break. Nach insgesamt gut zwei Stunden siegte der Prager in einem hochklassigen Spiel mit dem dritten Matchball. Mehr Vermögen war den Franzosen vergönnt. Der letztjährige Daviscup-Sieger schaffte in Düsseldorf die Revanche für die im diesjährigen Daviscup-Viertelfinale erlittene Niederlage gegen die Schweiz. Guy Forget besiegte Jakob Hlasek 6:3, 6:2, und Henri Leconte gewann gegen Marc Rosset 4:6, 7:6 (7:5), 6:1. Auch in der „Roten Gruppe“ war damit die Entscheidung schon nach den Einzeln gefallen. Doch der Spaß hält nie lange: Tags darauf verlor Guy Forget sein Match gegen den Schweden Stefan Edberg 5:7, 4:6, während der Spanier Emilio Sanchez den Schweizer Jakob Hlasek mit 3:6, 6:1 und 6:4 schlug. miß