MIT DEM AUFBAU OST AUF DU UND DU
: Gigantischer Baubedarf

■ Ifo-Institut rechnet bis 2005 mit 2,4 Billionen Mark

Bonn (ap/dpa/taz) — Den neuen Bundesländern steht ein immenser Bauboom bevor. Bis zum Jahr 2005 müssen 2,4 Billionen Mark im Baubereich investiert werden, wenn bis dahin gleiche Lebensverhältnisse im Osten geschaffen werden sollen. Jährlich wenigstens 158 Milliarden Mark seien nötig, hat jetzt das Münchner Ifo-Institut errechnet, um den Wohnungsbereich und die Verkehrsinfrastruktur auszubauen sowie Umweltschutz und Altlastensanierung voranzutreiben. Nach der von der Bauindustrie in Auftrag gegebenen Baubedarfsstudie liegt das notwendige Investitionsvolumen damit viermal höher als die 1990 in Ostdeutschland erbrachte Bauleistung.

Die Studie schlüsselt den Gesamtbedarf von 2,4 Billionen Mark nach einzelnen Sparten auf: Der höchste Baubedarf besteht im Wohnungsbereich. Dafür werden etwa 975 Milliarden Mark oder 41 Prozent der Gesamtsumme benötigt. Pro Jahr müssen den Ifo-Angaben zufolge in Ostdeutschland 390.000 Wohnungen modernisiert und mehr als 140.000 neu gebaut werden — eine Zuwachsrate des derzeitigen Wohnungsbauvolumens von rund 19 Prozent. Doch der Haptverband der deutschen Bauindustrie ist da skeptisch: Eine derartige Steigerung sei nicht zu erwarten, so Präsident Hermann Becker, da die Mieten nicht kostendeckend seien und deshalb der Anreiz für Investitionen fehle.

Den Baubedarf der Wirtschaft bezifferte das Ifo-Institut auf 528 Milliarden Mark. Der Verkehrsbereich benötigt der Studie zufolge mehr als 400 Milliarden Mark. Allein 147 Milliarden Mark müssen in die Erhaltung des Straßennetzes und 93 Milliarden in dessen Erweiterung fließen. Daneben müssen 140 Milliarden für die Verbesserung der ostdeutschen Schienennetze ausgegeben werden.

Für den Umweltschutzbereich hat das Institut ein Investitionsvolumen von 174 Milliarden Mark ermittelt. 136 Milliarden Mark werden für die Sanierung der Kanalisation und Kläranlagen gebraucht; mit 15 Milliarden sollen 11.000 Deponien und 16.900 kontaminierte Betriebsgelände saniert werden, darunter auch die Gebäude der Urangewinnung in Aue. Weitere 19 Milliarden werden schließlich für den Aufbau einer modernen Abfallwirtschaft benötigt.

Die gewaltige Aufgabe, sagte Bauindustrie-Präsident Becker, sei nur mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu vergleichen. Er forderte, das Gemeinschaftswerk „Aufschwung Ost“ nicht Ende 1992 auslaufen zu lassen, sondern um mindestens fünf Jahre zu verlängern. es