Bosnien fordert UNO-Schutzzone

■ EG verfaßt Sanktionsliste gegen Serbien/ Rätselraten über kroatisch-bosnische Konföderation

Belgrad (ap/taz) — Der Druck auf Serbien wächst. Am Mittwoch leitete die EG-Kommission ein von ihr erarbeitetes Papier mit Sanktionsvorschlägen an den EG-Ministerrat weiter. Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, daß man eine Verschärfung der Sanktionen gegenüber Serbien in Betracht ziehe. Wie diese Sanktionen jedoch aussehen werden, darüber wurden vorläufig keine Einzelheiten bekannt. In Brüssel sprach man lediglich von wirtschaftlichen Maßnahmen, ein US- Regierungssbeamter stellte fest, daß Serbien „bei der Wirtschaft“ verwundbar wäre.

Mit Ablehnung reagierte Washington dagegen auf eine Forderung des bosnischen Außenministers. Dieser hatte die UNO aufgefordert, in Sarajevo und den angrenzenden Gebieten eine Sicherheitszone nach dem Vorbild der kurdischen Schutzgebiete im Norden des Irak zu errichten. Multinationale Einheiten sollten dabei internationale Hilfskonvois und den Flughafen schützen. Denn, so Haris Silajdzir in seinem dringenden Appell, sollten die Transporte des Roten Kreuzes weiterhin von serbischen Truppen behindert werden, würden Zehntausende Menschen in den nächsten Tagen verhungern. Nach Ansicht eines amerikanischen Regierunsbeamten habe der Westen jedoch keine militärische Möglichkeit, die Serben daran zu hindern, „ihr eigenes Land in einem schmutzigen ethnischen Krieg zu zerstören“. Ein militärisches Eingreifen würde nur die Gefahr einer Situation heraufbeschwören, die dem Vietnamkrieg ähnelte.

Unterdessen hat die am Dienstag erzielte Vereinbarung über die Bildung einer kroatisch-bosnischen Konföderation bei politischen Beobachtern eine Reihe von Fragen hervorgerufen. Zunächst sollen sich lediglich zwei bosnische Parteien — die „Partei der Demokratischen Aktion SDA“ der Moslems und die „Kroatische Demokratische Gemeinschaft HDZ“ — geeinigt haben, die HDZ aus Kroatien war also ebensowenig vertreten wie andere kroatische Parteien. Unklar blieb, aus welchen Gebieten Bosniens sich die Konföderation zusammmensetzen werde. Überraschung rief auch die Haltung von Alia Izetbegovic, der als Präsident Bosnien-Herzegowinas zugleich Vorsitzender der SDA ist. Dieser hatte sich in der Vergangenheit stets gegen ein zweiseitiges, kroatisch-moslemisches Abkommen über die Zukunft der Republik ausgesprochen. Nun jedoch zitierte die kroatische Nachrichtenagentur 'Hina‘ Izetbegovic mit den Worten, daß eine Konföderation stets eine Option der SDA gewesen sei. Außerdem sehe der Vorschlag einen Staatenbund vor, der auch den anderen Republiken des ehemaligen Jugoslawien offenstehe.

Ganz so neu sind die Pläne der Aufteilung Bosniens jedoch nicht. Wiederholt kam es zu Geheimkonferenzen bei denen über die territoriale Aufteilung Bosniens allerdings stets ohne die moslemische Bevölkerung verhandelt wurde. Erstmals trafen sich die Präsidenten Kroatiens und Serbiens, Tudjman und Milosevic, zu einem Vier-Augen-Gespräch über die „offene bosnische Frage“ Anfang Juli 1991. Was sie untereinander aushandelten, kam nach und nach an die Öffentlichkeit. Und so sah sich Tudjman dann doch gezwungen, selbst Stellung zu nehmen. Er wiegelte ab, sprach von „Möglichkeiten, die nationalen Streitigkeiten“ auf irgendeine Weise in den Griff zu bekommen, beteuerte, daß er die Republik Kroatien nicht auf Kosten Bosniens ausweiten wolle. hof/her