Der König und der Kompromiß

■ Thailands Premier General Suchinda verspricht Verfassungsänderungen, bleibt aber vorläufig im Amt

Bangkok/Berlin (afp/taz) — Durch die Vermittlung des thailändischen Königs am Mittwoch abend scheinen die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Bangkok vorerst beendet.

Es gehört zu den Besonderheiten des thailändischen politischen Systems, daß sich keine PolitikerIn ohne die — zumindest implizite — Unterstützung des quasi religiös verehrten König Bhumipol Adulyadejs halten kann. Am vierten Tag der blutigen Ausschreitungen des Militärs gegen die DemonstrantInnen, die den Rücktritt des Regierungschefs Suchinda Kraprayoon fordern, hatte der 64jährige König Premier Suchinda und den Oppositionspolitiker Chamlong Srimuang in den Palast rufen lassen. Das thailändische Fernsehen zeigte anschließend Bilder von der Audienz, in der General Suchinda und Chamlong den Ermahnungen des Königs lauschen.

Daraufhin kündigte der Regierungschef die Freilassung Chamlongs an, der am Montag vom Militär verhaftetet worden war. Im Rundfunk gab Suchinda zugleich eine Amnestie für die rund 3.000 DemonstrantInnen bekannt, die in den vergangenen Tagen festgenommen wurden. Auch die von der Opposition verlangte Verfassungsänderung, nach der keine nichtgewählte Person mehr Ministerpräsident werden darf, versprach der General. Dies bedeutet offenbar, daß er bis dahin im Amt bleiben soll, was von der Bevölkerung Bangkoks mit offenkundiger Unzufriedenheit aufgenommen wurde. „Träume platzen: Suchinda bleibt Premier“ titelte die Zeitung 'Phoojatkar‘ ihren Bericht über eine Straßenumfrage. Gestern versammelten sich im Zentrum der Stadt wieder rund 3.000 DemonstrantInnen. Junge Leute verteilten Flugblätter, auf denen mitgeteilt wurde, daß Tausende durch die Militärs ums Leben gekommen seien. Die Regierung hatte von 40 Toten gesprochen, doch unabhängige BeobachterInnen befürchten, daß die tatsächliche Zahl bei über 100 liegen könnte. Chamlong erklärte, die Oppositionsparteien würden die Gewalttaten der letzten Tage untersuchen. Gestern hob die Regierung auch die Ausgangssperre wieder auf. Am Montag soll das Parlament mit der Beratung über die Verfassungsänderungen beginnen. In der Hauptstadt schien sich das Leben zu normalisieren, die Aktien an der Börse kletterten um 56 Prozentpunkte. Doch die Ruhe sei nur oberflächlich, heißt es in Bangkok. Es brauche nicht viel, daß die Lage wieder explosiv werde. Offen ist bislang auch noch, wie das Militär auf die Ereignisse reagieren wird. li