Voller Schmerz und Sehnsucht

■ Auf dem Programm der heute abend eröffneten »Argentinien-Woche« in der Passionskirche steht vor allem Tango, Tango und nochmal Tango

Argentinien ist nicht nur Tango und Rindersteaks, nicht nur Maradona und Little Italy in Südamerika: Die Musik und die Masken der Chiriguano-Chané-Indianer aus dem argentinischen Nordwesten, die von Trommeln begleiteten Gesänge der Wichi-Mataco aus dem Steppengebiet des Chaco, dieses verdrängte »andere Argentinien« war vergangenes Wochenende im Haus der Kulturen der Welt zu erleben. Nun steht die Rückkehr zur »Normalität« an: Die heute abend offiziell eröffnete »Argentinien-Woche« präsentiert uns acht Tage lang argentinische Kultur, wie sie unserem gängigen Bild von ihr eher entspricht. Vor allem gibt es viel Tango zu sehen.

Der Auftakt am Montag ist klassisch: Aus Paris kommt Ernesto Rondo mit Begleitung nach Berlin, eine Hommage an den legendären Tango-König Carlos Gardel steht auf dem Programm; bester traditioneller Tango ist zu erwarten, voll Herz und Schmerz und Sehnsucht und Nostalgie. Daß der Tango jedoch nicht nur eine Musik der Vergangenheit ist, wird am Dienstag zu hören sein: Tango meets Jazz ist der Titel unter dem das Trio Mosalini, Beytelmann & Caratini zeigt, was dabei herauskommt, wenn man diese beiden Musikformen — die fast zur selben Zeit auf dem amerikanischen Kontinent entstanden sind — aufeinander losläßt, ihre Instrumente kombiniert und ihre Rhythmen mischt.

Höhepunkt der Woche dürfte allerdings am Freitag die stimmgewaltige Liedermacherin Teresa Parodi sein. Oft als die Nachfolgerin von Mercedes Sosa, der wohl berühmtesten Sängerin Lateinamerikas, bezeichnet — übrigens auch von Mercedes Sosa selbst — hat Teresa Parodi genauso die indianischen Chamamés der Folklore entrissen und mit neuem Leben gefüllt wie sie mit dem Meister des modernen Tango, Astor Piazzola, zusammengearbeitet hat und eigene Lieder komponiert und singt.

Tango pur gibt's dann wieder zum Ausklang: Ein großer Tango-Ball mit zwei Ensembles ist für Samstag angekündigt. Und weil die »Argentinien-Woche« dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des argentinischen Konsulats steht, findet diese »in einem besonderen Ambiente« — so die Ankündigung — statt: Im Foyer des Rathauses Schöneberg. Wen das schreckt und wer's lieber so richtig intensiv mag, für den oder die hält das Argentinien-Angebot noch drei Tage Workshop in der Hasenheide bereit: Schauspiel und Sensibilisierungstraining zum Thema »Tango, seine Musik, Sinnlichkeit und Ritualkraft«. Bert Hoffmann

Mo: Ernesto Ronda (Tango); Di: Mosalini Trio (Tango meets Jazz); Mi:Rosa Cavaliere; Do: Luis Rodriguez (Gitarrenkonzert); Fr: Teresa Parodi & Band; Sa: Gran Fiesta Tango Ball. Alle Veranstaltungen um 20Uhr in der Passionskirche am Marheinekeplatz.

Infos für den Workshop: 7814111