Brandanschläge auf Autos von zwei SPD-Spitzenkandidaten

■ Unbekannte zündeten Autos des Kreuzberger SPD-Chefs Strieder und des Neuköllner Bürgermeisters Buschkowsky an/ Verdacht auf politische Motive

Berlin. Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag die Autos der SPD- Spitzenkandidaten von Kreuzberg und Neukölln angezündet. Kurz vor Mitternacht ging zunächst in der Wilhelmstraße der Audi 100 des Kreuzberger SPD-Chefs Peter Strieder in Flammen auf. Eine halbe Stunde später bemerkte der Neuköllner Bürgermeister und Spitzenkandidat Heinz Buschkowsky, wie Flammen aus seiner Garage im Rudower Windenweg schlugen. »Purer Zufall« habe verhindert, so Buschkowsky, daß das Feuer auch auf sein benachbartes Wohnhaus — ein Fachwerkfertighaus mit hölzernem Dachstuhl — übergreifen konnte. Hätte er nicht wachgelegen und sofort die Feuerwehr alarmiert, wäre »das Haus mit vier Menschen in Flammen aufgegangen«. Glücklicherweise wurden lediglich Haus und Garage beschädigt. Beide Autos, sowohl Buschkowskys Daimler-Benz, als auch der Wagen von Strieder, brannten fast völlig aus.

Noch in der Tatnacht nahm die Polizei zwei junge Männer fest, die mit einem Benzinkanister hinter einer Hecke standen und beobachteten, wie Strieders Auto gelöscht wurde. Nähere Angaben über die beiden Männer machte die Polizei nicht. Da ein politischer Hintergrund vermutet wird, übernahm der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen.

Während SPD-Sprecher Michael Donnermeyer »linksautonome« Kreise als Urheber der Brände vermutete, wollte Strieder sich nicht festlegen. »Beiden Seiten«, sowohl den Kreuzberger Autonomen wie der rechtsradikalen Szene, wäre die Tat zuzutrauen, sagte er. Ein Bekennerschreiben war bis Redaktionsschluß nicht aufgetaucht.

In Kreuzberg waren in den vergangenen Jahren mehrfach die Autos von Bezirkspolitikern angezündet worden, darunter der Wagen des ehemaligen AL- und heutigen SPD- Bezirkspolitikers Volker Härtig und das Auto des SPD-Bezirksverordneten Michael Rädler. Strieder sah in den jüngsten Anschlägen dennoch eine »neue Qualität«.

Im Gegensatz zu Härtig und Rädler sei er nicht »in Konflikte innerhalb von SO 36 verwickelt gewesen«. Die Tatsache, daß fast gleichzeitig zwei ganz ähnliche Anschläge auf sein und auf Buschkowskys Auto verübt worden seien, deute auf detaillierte Planung hin. Auch Buschkowsky bewertete es als neuartig, daß selbst Bezirkspolitiker Opfer »politischer Gewalt« würden.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), SPD- Chef Walter Momper und die AL- Fraktion verurteilten die Anschläge. Die Taten zeigten, wie wichtig es sei, bei den Wahlen am Sonntag »den Radikalen von rechts und links eine klare Absage« zu erteilen, ließ Diepgen erklären. Momper sagte, es sei »ekelhaft, mit welch krimineller Energie hier in das private Leben von Politikern eingegriffen wird«. Solchen Attacken müsse »mit allen rechtsstaatlichen und politischen Mitteln« begegnet werden. Der AL- Abgeordnete Wieland kritisierte, mit den Taten solle »eine Atmosphäre der Angst und Einschüchterung geschaffen werden«. hmt