Mit dem Sommer kommt der Smog

■ Verordnung gegen Smog-Verursacher Auto kommt zu spät

Hannover (taz) — „Natürlich halten wird die Verordnung für dringend notwendig“, sagt die Sprecherin des Bundesumweltministeriums, aber gegen den Entwurf gebe es vor allem im Bundeswirtschaftsministerium noch Bedenken, und möglicherweise werde nun am 4.Juni erstmal eine weitere „wissenschaftliche Veranstaltung“ stattfinden. Den Sommersmog, die gesundheitschädliche Konzentration von Ozon in der Atemluft, sollte die Verordnung eigentlich bekämpfen, die das Bundesumweltministerium endlich am 18. Januar nach langem Drängen der Umweltminister der Länder in die Anhörung geben konnten. Sicher ist bisher nur, daß der Kompromiß für 1992 zu spät kommt.

Das niedersächsische Landesamt für Immissionschutz meldete am Donnerstag nachmittag zum erstenmal in diesem Jahr für zwei Städte des Landes Überschreitungen des Ozon-Grenzwertes von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, also des Wertes, nach dem laut einem Beschluß der Länderumweltministerkonferenz die Bevölkerung gwarnt werden kann, aber nicht muß. Verbunden war diese Meldung mit der Aufforderung, körperlich anstrengende Tätigkeiten in die frühen Morgenstunden oder auf den Abend zu verlegen. Wenn der diesjährige Sommer so schön und heiß wird wie prognostiziert, wird man sich an diese Meldungen gewöhnen müssen. Auch für den gestrigen Nachmittag erwartete das niedersächsische Landesamt wiederum Konzentrationen des giftigen Gases bis zu 190 Mikrogramm in der Amtemluft.

Unter dem Sommersmog zu leiden haben vor allem alte Menschen und Kinder, weil diese mehr Atemluft bezogen auf ihr Körpervolumen umsetzen. Ab 100 Mikrogramm Ozon könnten bereits Kopfschmerzen und Augenreizungen auftreten, ab einer Konzentration von 200 Mirkrogramm könne es zu ernsthaften Kreislaufproblemen kommen, deren Ursache die Betroffenen oft gar nicht festellen könnten, lautet die Auskunft des Sozialministeriums in Hannover. Dann füllten sich die Arztpraxen und Krankenhäuser.

Die Schadstoffe, aus denen sich unter Einfluß des Sonnelichts das schädliche Gas bildet, stammen zu 55 Prozent aus dem Autoverkehr. In den vergangenen sieben Jahren ist der Sommersmog in Niedersachsen immer häufiger geworden, die Smogtage fast kontinuierlich nach oben gegangen. Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn hatte deswegen schon im vergangenen Jahr gegen die Ozonspitzenbelastungen ein generelles Tempolimit von 80 Kilometer und Verkehrsbeschränkungen bis hin zum Fahrverbot verlangt. Der Verordnungsentwurf aus dem Bundesumweltministerium, der nur noch den innerstädtischen Verkehr betrifft, sieht allerdings zwingend nur noch die „Prüfung“ von verkehrsbeschränkenden Maßnahmen vor. Aber auch diese Pürfungspflicht ist Bundeswirtschaftsminister Möllemann offenbar schon zuviel. ü.o.