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Picassos Gemälde "Guernica" soll verlegt werden: Umzug höchst umstritten

Umzug höchst umstritten

Madrid (taz) — Ausgerechnet am „Tag der Museen“ am vergangenen Dienstag fiel in Madrid die Entscheidung, eins der berühmtesten Gemälde Picassos, Guernica, von seinem augenblicklichen Standort in einer Dependance des Madrider Prado-Museums in das „Kunstzentrum Reina Sofia“ zu verlegen. Das weltberühmte Gemälde, das die Bombardierung der baskischen Kleinstadt Guernica durch die deutsche Legion Condor vor etwa 50 Jahren zeigt, ist ein Schrei gegen den Krieg. Der Umzug ist höchst umstritten, nicht nur, weil die Basken das Bild seit Jahren vergeblich für Guernica einfordern. Pablo Picasso selbst, der das Bild im Auftrag der II. Spanischen Republik für die Internationale Ausstellung in Paris (1937) malte und es nach dem Sieg der Francotruppen mit ins Exil nahm, hatte verfügt, das Gemälde dürfe erst nach Spanien zurückkehren, wenn seine Heimat wieder eine Republik sei, und es müsse einen Platz im Prado einnehmen, neben Spaniens berühmtesten Malern wie Velazquez und Goya.

1981 war es der Regierung unter Adolfo Suarez gelungen, das Bild dem New Yorker Museum of Modern Art abzuhandeln, da Spanien zwar keine Republik, aber doch immerhin eine parlamentarische Monarchie geworden war und Guernica einen Sonderplatz im „Cason del Buen Retiro“ einnehmen würde, einem Pavillon im Madrider Retiropark, der zum Prado gehört. Nicht nur der ehemalige Direktor des New Yorker Museums, William Rubin, fühlt sich nach Angaben der spanischen Presse durch die Entscheidung des spanischen Kulturministeriums düpiert, auch Maya Picasso, die älteste Tochter des Malers, sträubt sich gegen den Umzug. „Ihr werdet das Bild umbringen“, klagt sie und schlägt vor, dann doch lieber damit durch ganz Spanien zu fahren, um allen die Schrecken des Krieges vor Augen zu halten.

Der offizielle Grund für den Umzug ist eine „Neuordnung“ der staatlichen Madrider Museen, in deren Rahmen das Bild besser in das „Reina Sofia“ passen würde, das — im Gegensatz zum Prado — auf moderne Kunst spezialisiert ist. Tatsächlich soll das Gemälde vermutlich die Attraktivität des „Reina Sofia“ erhöhen, das noch immer keine eigene Identität entwickelt hat. Insofern ist die Entscheidung am „Tag der Museen“ gar nicht so falsch — schließlich geht es um Museumspolitik und nicht um Kunst.

Entschieden scheint inzwischen auch die Art des Umzugs: Während Kunstfreunde zitterten, das 3,5 mal 7,7 Meter große Wandbild würde möglicherweise neuerlich eingerollt werden und dadurch Schaden erleiden, wurde nun bekannt, daß es in seiner vollen Größe transportiert wird. Im Cason del Buen Retiro muß dafür eine Mauer eingerissen werden, damit das Gemälde auf auf einen riesigen gepanzerten Speziallastwagen mit Klimaanlage verladen werden kann. Im „Reina Sofia“ wird ein Kran das Bild in den zweiten Stock heben, wo es dann erneut hinter der von den Gegnern „Urne“ genannten Glashaube verschwindet, die es schon jetzt vor etwaigen Anschlägen schützt. Antje Bauer

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