CNN oder Afro-Vision?

Ausländische Anbieter drängen auf den afrikanischen TV-Markt  ■ Von Ralf Köpke

Dakar (taz) — Mit einem mehrtägigen Symposium in der senegalesischen Hauptstadt Dakar feierte die URTNA (Union des Radiodiffusions et Televisions Nationale d'Afrique), die Dachorganisation aller afrikanischen Rundfunkanstalten, in dieser Woche ihr 30jähriges Bestehen. Die rund 300 Teilnehmer zeigten sich weniger an den zahlreichen Festreden interessiert, ihnen ging es vielmehr um die Zukunft der Rundfunklandschaft des Kontinents.

Nicht nur die wachsende Demokratisierungsbewegung in vielen Staaten (die sogenannte „afrikanische Perestroika“) hat das Ende des Staatsrundfunks eingeläutet: Immer mehr Journalisten fordern freie Meinungsäußerung. Zudem drängen zunehmend ausländische Anbieter wie das amerikanische CNN, British Visnews oder das französische Agence International TV (AITV) auf den lukrativer werdenden afrikanischen Markt. AITV ist mittlerweile in der Lage, den frankophonen Ländern in Westafrika jeden Tag acht Stunden Programm inklusive Nachrichten, die afrikanische Belange mit berücksichtigen, anzubieten.

Dieser Entwicklung muß auch die Rundfunkorganisation URTNA Tribut zollen, indem sie ihre Organisation für private Anbieter öffnet. Nachdem die Dachorganisation schon auf der letzten Generalversammlung den Aufnahmeantrag des privaten (mit französischen Geldern finanzierten) Radiosenders Afrique No.1 aus Gabun bejaht hatte, schaffte dieses Jahr mit KTN, einem kommerziellen Fernsehsender aus Kenia, bereits der zweite Privatanbieter die Aufnahmeprozedur. Dagegen vertagten die URTNA-Vertreter einen Aufnahmeantrag Südafrikas, das nach der politischen „Wende“ zum ersten Mal wieder vertreten war. Erst wenn die Organisation Afrikanischer Staaten (OAU) den Apartheid-Staat als neues Mitglied akzeptiert, will auch die URTNA grünes Licht geben. Einigkeit herrschte bei den Rundfunkmachern, daß sie nur mit einer Stärkung eigener Identität der ausländischen Konkurrenz trotzen können.

Mit Afro-Vision (AV), dem seit nun einem Jahr bestehenden TV- Nachrichtenaustausch (vergleichbar mit der Eurovision), ist auch ein erster Anfang gemacht. „Den URTNA-Leuten ist klar geworden, daß Afro-Vision ihre letzte Chance gegen die ausländischen Anbieter ist“, sagt Luc Leysen, für acht Jahre Korrespondent der ARD in Nairobi und seit Anfang Mai Projektleiter des afrikanischen TV-Networks. Er konnte sich in Dakar gleich über sechs neue AV-Mitglieder freuen. Damit beteiligen sich nun 15 Fernsehanstalten an dem täglich halbstündigen Nachrichtenaustausch, der über den Fernsehsatelliten INTEL- SAT organisiert wird. „Die Qualität der Beiträge wird sich mit einer wachsenden Mitgliederzahl verbessern“, gibt sich Leysen optimistisch.

Eine Idee, wie Afro-Vision (finanziert vor allem von der bundesdeutschen Friedrich-Ebert-Stiftung der Sozialdemokraten) auf dem Kontinent bekannter und schlagkräftiger gemacht werden soll, hat Leysen auch schon: Jede interessierte Rundfunkanstalt bekomme demnächst eine Schüssel für den Satellitenempfang gesponsert, so daß sie zumindest das tägliche Afro-Vision-Angebot nutzen kann.

„Es liegt an uns Afrikanern“, sagte der scheidende URTNA-Generalsekretär Kassaye Demena in Dakar, „zu zeigen, daß wir ein gutes Programm machen können und nicht auf außerafrikanische Anbieter angewiesen sind.“