Ist der Böck bald weg vom Fleck?

Berlin (taz) — Der thüringische Innenminister und CDU-Landesvorsitzende Willibald Böck rechnet selbst kaum noch damit, sein Ministeramt behalten zu können. Im Interview mit dem 'Spiegel‘ äußerte er: „Ich habe kaum noch eine Chance.“ Die Erfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Vorteilnahme und Untreue, nachdem vergangene Woche der Landtag die Abgeordneten-Immunität des Innenpolitikers aufgehoben hatte.

Böck hatte zugeben müssen, am 1.November 1990 20.000 Mark in bar von dem evangelischen Pfarrer Hans-Werner Kohlmann entgegengenommen zu haben, will allerdings nicht gewußt haben, daß das Geld von der hessischen Unternehmergruppe Stutz stammte, die sich im gleichen Zeitraum um Aufträge für den Bau von thüringischen Autobahnraststätten bemühte. Der Kirchenbote beeidet dagegen, daß er dem Innenminister insgesamt 45.000 Mark im Auftrag von Stutz zukommen ließ. Böck selbst rechnet laut 'Spiegel‘ damit, daß es zu einer Anklageerhebung kommen werde, deren glücklicher Ausgang aber für ihn klar sei. Fraglich sei nur, ob es seine Parteifreunde am Ende zuließen, daß er das Verfahren im Amt überstehe.

Am Rande einer Tagung der thüringischen CDU-Fraktion am Comer See in Norditalien (nicht zu verwechseln mit der „Toskana-Fraktion“) wollte Fraktionschef Jörg Schwäblein in einem Rundfunk-Interview am Samstag denn auch nicht mehr „hundertprozentig garantieren“, daß Böck seine Ämter behalte. Entscheidungen fielen allerdings beim Landesparteitag seiner Partei am 20. Juni in Suhl.

Am Freitag abend hatte sich erstmals die Geldquelle, der Unternehmer Sebastian Stutz, zu Wort gemeldet. In den ARD-Tagesthemen überraschte er mit dem Hinweis, die Spende in Höhe von 50.000 Mark sei in Wirklichkeit allein für Pfarrer Kohlmann bestimmt gewesen, und zwar sollte dieser 30.000 Mark für den Bau einer eigenen Bäckerei in Suhl und den Rest für die Reparatur eines Kirchturms verwenden. bg