Trauer-Demonstration verlief friedlich

Fünftausend Teilnehmer bei Magdeburger Trauermarsch für Skin-Opfer  ■ Von Eberhard Löblich

Magdeburg (taz) — Völlig friedlich verlief am Samstag in Magdeburg ein Trauermarsch für den vor zwei Wochen von Skinheads erschlagenen Torsten Lamprecht. Der Zug mit rund 5.000 TeilnehmerInnen startete an den „Elbterrassen“, dem Restaurant, in dem am 9.Mai rund 60 Skinheads eine Geburtstagsparty mit etwa 30 Gästen aus der Magdeburger Punkszene überfielen. Der 23jährige Torsten wurde bei diesem Überfall so schwer verletzt, daß er kurze Zeit später im Krankenhaus starb. Die Magdeburger Polizei hatte Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert und insgesamt 1.500 Mann aufgeboten. Polizeichef Lottmann setzte auf Zurückhaltung seiner Beamten. „Wir wollen das Verhältnis zu Linken, Bunten und Punks nicht durch provozierendes Auftreten noch weiter belasten“, sagte Lottmann vor der Demonstration. Das Verhältnis ist belastet: Sieben Polizisten hatten nämlich den Skinhead- Überfall auf die Elbterrassen aus sicherer Entfernung beobachtet, ohne einzuschreiten. Die Bereitschaftspolizei war deshalb während der Demonstration weitab des Zuges in Stellung gebracht.

Auch beim Abzug der DemonstrantInnen blieb es friedlich. In der Nacht zum Samstag war es allerdings erneut zu Ausschreitungen von Skins gekommen. An einer Straßenbahnhaltestelle stach ein 15jähriger Skin einen 44jährigen Polizeikommissar nieder. Der Beamte wurde mit Stichverletzungen in Brust und Wade ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Der 15jährige Täter und seine sechs Begleiter wurden festgenommen. Gegen 22 Uhr riegelte die Polizei den Magdeburger Hauptbahnhof ab und empfing 34 Skinheads aus Bremen, die offenbar den Trauermarsch stören wollten.

Zwar haben die Beamten nahezu alle an dem Überfall beteiligten Skinheads mittlerweile ermittelt, ob sie aber alle vor den Kadi kommen, ist noch fraglich. Denn kaum eines der Opfer des Überfalls ist zu einer Aussage bereit. Eberhard Löblich