Eifersucht? Lack drüber!

■ Die Liebe ist eine Himmelsmacht, oder: Basic Instinct

Also beim besten Willen, Klaus- Dieter H. kann sich nicht erinnern: „Beim ersten Mal, das könnte gewesen sein, aber das weiß ich nicht mehr. Die anderen Male, das war ich garantiert nicht.“ Mindestens dreimal soll H. das Auto von Karl-Heinz F. mit Farbe übergossen und einmal auch das zu Straße liegende Fenster bespritzt haben. Zuerst sei es braune, dann weiße Farbe gewesen. Und außerdem, das geht in einem Aufwasch, habe er bei Plus zwei Flaschen Korn im Werte von 19,89 Mark mitgehen lasse. H.: „Also weiße Farbe hab ich überhaupt nicht.“ Richter Hogekamp: „Jetzt nicht mehr, das glaub ich.“

H. sitzt auf der Anklagebank wie ein Häuflein Elend. Leicht hat er's nicht gerade gehabt: Binnenschiffer gelernt, jetzt arbeitslos, zweimal geschieden ist er — und immer den Ärger wegen dem Trinken. Aber jetzt macht er eine Therapie, und es geht ja auch voran, aber was da an diesen drei Abenden im Juli passiert ist, das weiß er nicht mehr. „Hatten Sie denn Streit mit dem Karl-Heinz F.?“, will der Staatsanwalt wissen, und bröckchenweise befördern Richter und Staatsanwalt eine richtige Geschichte an die Oberfläche.

Im Juni, an H.'s Geburtstag, muß es zu dramatischen Szenen gekommen sein. Da ist nämlich H.'s mittlerweile geschiedene Ehefrau Birgit mitsamt der Geburtstagsgesellschaft zu F. aufgebrochen und hat H. alleine sitzen lassen. „Die ist nach F. hin“, weiß H. noch, „und dann ist sie drei, vier Tage nicht wiedergekommen. Dann ist aber ein paar Wochen alles weitergegangen wie bisher.“ Seine Frau sei ausgezogen und habe ihm gesagt, er solle sich eine neue Wohnung suchen, und da habe er wieder mehr getrunken. Aber das mit dem Auto von F., nein, keine Erinnerung. Außerdem seien es bei Plus nicht zwei, sondern nur eine Flasche Schnaps gewesen.

Karl-Heinz F. ist immer noch ganz mit den Nerven fertig. Als der Richter die Fotos vom farb- beschmierten VW zeigt, muß er richtig schluchzen: „Ja, so hat der ausgesehen. Mein Kollege hat dann mit Sandstrahl einen Teil der Farbe abgekriegt.“ Alles habe sich nur um den Urlaub gedreht, den er gemeinsam mit H.'s Ehefrau machen wollte. „Wir wollten zu meiner Kusine nach Bayern hin, und der wollte das verhindern.“ Jeden zweiten Tag habe es einen Anschlag auf den VW gegeben. Zuerst habe der gekränkte Ehemann die Antenne abgebrochen, und dann sei das mit der Farbe passiert. Am ersten Tag über die Fahrerseite, zwei Tage später über die Windschutz- und die Heckscheibe, und ein paar Tage danach wieder über die Scheiben. Er habe einen Sehschlitz freikratzen müssen, als er zur Polizei fuhr! Und einmal habe er H. auch vom Fenster auch gesehen: „Der hat ja auch gesagt, wenn ihr zusammen in Urlaub fahren wollt, dann passiert was am Wagen. Die Leute haben schon gesagt, dem hätte ich schon eine Eisenstange über den Schädel gezogen. Aber das ist doch auch keine Lösung.“

„Also von Urlaub weiß ich nichts.“ H. bleibt dabei, auch als Birgit H. aussagt, er habe ihr gedroht: „Mit dem Auto fahrt ihr nicht.“ Und so kommt es, wie es kommen muß. Richter Hogekamp meint: „Jetzt ist aber Schluß mit der Geschichte.“ Und H., naja, da wäre halt ein Filmriß, gibt es schon irgendwie doch zu, daß möglicherweise... „ Also 60 Tagessätze für den Lack und 10 für den Buddelklau und dann haben wir noch 30 aus einer älteren Sache. „Sagen wir 80 Tagessätze a 15 Mark“, fordert der Staatsanwalt. Das findet auch der Richter ganz vernünftig, und H.? „Na ja, nützt ja nix.“

J.G.