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: Bis daß der Tod sie scheidet

■ Nina Grosses "Thea und Nat", Sonntag, 20.20 Uhr, ZDF

Rock'n'Rollstuhl-Tag im ZDF: Nachmittags gab's mit Robinson im Rollstuhl... die dokumentarische Variante, abends dann die Fiktion, die uns Programmheft und Programmanweiserin als Thriller andienen wollten. Wenngleich da wenig thrillte, machte sich der Beziehungskrieg ganz gut.

Zwei Hamburger Schickis hatten einander mal lieb. Im verflixten siebten Jahr mag sie nicht mehr und sagt ihm das nach langem Zaudern ausgerechnet bei einer nächtlichen Autofahrt. Die Scheibenwischer helfen nicht gegen vertränte Augen, das Stoppschild bleibt nur ein Schemen, es rummst — und der beifahrende Nat ist fortan gelähmt. Soweit der Kurzfilm.

Nun beginnt der Langfilm: Schuldbewußt macht Thea die Trennung rückgängig. Ihr schlechtes Gewissen ist Nat noch nicht Strafe genug. Damit sie, die Journalistin, nicht in der Weltgeschichte herumfliegt, um Oriana Fallaci zu interviewen oder Tourneeberichte über Dave Brubeck zu verfassen, schmeißt sich Nat todesmutig gleich nochmal die Flughafenrolltreppe hinab. Seine Maßnahmen haben Erfolg: Die vormals so souveräne, auch kaltschnäuzige Thea verhunzt ihre Aufträge, verliert ihren Job und ihren Liebhaber... Was ihr bleibt, ist Nat. Den aber verdächtigt sie, seine Behinderung nur vorzuschützen. In diesem Klima der Mißgunst und des Argwohns wird das Zusammenleben zur Vorhölle. Der Beziehungskrieg gipfelt endlich in einem halbherzigen Mordversuch. Es bleibt beim Ansinnen, meerumschlungen sinken die Kontrahenten einander in die Arme und ertränken den Haß. An dieser Stelle hätte man nun doch ein konsequenteres Ende gewünscht, eine maliziöse oder doch mindestens sarkastische Auflösung. Schließlich wird, wie bei allen Zweiergruppen, nach kurzfristiger Versöhnung der Psychoterror weitergehen.

Gelegentlich war der erwünschte Witz zu erspüren, etwa in den Kommentaren eines im Arbeitsleben gereiften Museumswärters (der heimliche Star des Films: Wolfrid Lier). Zu Theas Buch über fernwehkranke Menschen hatte dieser abgeklärte Mensch nur eines zu sagen: „Fernweh... So, so. Und Sie glauben wirklich, daß die Leute so was lesen?“

Nina Grosse, Koautorin und Regisseurin des Films, bewies, wie bereits mit ihrem Kinofilm Der gläserne Himmel, ausgeprägtes Gespür für Atmosphäre, technisches Geschick sowie die Fähigkeit zur Schauspielerführung. Ein paar manieristische Kamerabewegungen kann man verzeichnen, allein dem Skript fehlte es an ironischen Untertönen, die sich bei diesem absurden Pas de deux eigentlich wie von selbst hätten ergeben müssen. Herr Dittmeyer