UNTERM STRICH

Der Schriftsteller Martin Walser hat am Montag den mit 10.000 Mark dotierten Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach (Baden-Württemberg) erhalten. Damit wird vor allem das jüngste Buch, „Die Verteidigung der Kindheit“, des 65jährigen Autors gewürdigt. Die Jury sprach von einem „eindrucksvollen Roman der deutschen Teilung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“, dessen Hauptpersonen die Folgen der Spaltung „von unter her“ erlebt hätten. Zugleich werde auch das Gesamtwerk Walsers ausgezeichnet, der in vielen engagierten Beiträgen in der Öffentlichkeit unbeirrt an der Einheit der deutschen Nation festgehalten habe. Mit dem Literaturpreis wurden in früheren Jahren unter anderem Sebastian Haffner, Golo Mann und Horst Bienek geehrt.

Einen Computer, dem schwerstbehinderte Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „Leben einhauchen“ können, stellt das „Forschungsinstitut Technologie-Behindertenhilfe“ (FTB) der Orthopädischen Anstalten Volmarstein (Wetter) anläßlich einer Internationalen Konferenz vom 7. bis 9. Juli in Wien vor. Vor Fachleuten aus aller Welt, die sich in Österreich mit dem Thema „Computer für Menschen mit Behinderungen“ auseinandersetzen, wird ein Diplom- Informatiker des FTB ein Computersystem vorstellen, das es auch Schwerstbehinderten mit nur minimalen Bewegungsmöglichkeiten gestattet — etwa über das Luftanhauchen oder -ansaugen —, Kontakte zu bewegen und über eine Leihstimme Bedürfnisse und Wünsche anzumelden.

Mit Bravorufen wurden die rund 80 Musiker des in seinem Bestand seit der Vereinigung gefährdeten Rundfunkorchesters Berlin gefeiert und bestärkt, als Chefdirigent Hans-Dieter Baum am Sonntag im Schauspielhaus ein Galakonzert leitete. Die Musiker fürchten um die weitere Existenz des einstmals zum DDR-Rundfunk gehörenden Klangkörpers. Möglicherweise kann im Dezember der 40. Jahrestag der Gründung (noch innerhalb des Deutschen Fernsehfunks) nicht mehr begangen werden, da den Musikern von der Rundfunk- Nachfolgeeinrichtung der neuen Länder zum 1. August gekündigt wurde und ein neuer Träger noch nicht gefunden ist.

Baum, der sein Amt erst zwei Jahre ausübt, zeigt sich bei einem Pressegespräch vor dem Galakonzert skeptisch und resigniert. Das Orchester zeigte sein Können mit Beispielen aus Oper, Konzert, Operette und Musical mit Werken von Mozart, Verdi, Smetana, Brahms, Johann Strauß, Gershwin, Webber und Bernstein. Es gab viel Beifall und auch Bravorufe, unter anderem für das Zusammenwirken mit Sopranistin Dagmar Schellenberger und dem in Berlin lebenden USA-Pianisten Alan Marks, der die Rhapsody in Blue spielte.

Das Orchester hat, vor allem in über 25 Jahren der Reihe der Berolina-Konzerte populären Zuschnitts, mehr als 1.000 junge Sänger und Instrumentalisten begleitet. Seit langem bestehen Kontakte zu den ostdeutschen und osteuropäischen sowie den Salzburger und Osloer Musikhochschulen. Nach der Wende kamen zu diesem Kreis die Hochschulen in Hannover und Köln hinzu.