■ COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVON HARALD KELLER
: SAMSTAG

Erdbeben

Brennende Wolkenkratzer, sinkende Schiffe, außer Kontrolle geratene Züge — die Siebziger waren reich an atemberaubenden Kinokatastrophen, die mit vollendeter Tricktechnik und gerngesehenen Alt-Stars auf die Leinwand gebracht wurden. Das gilt auch für Erdbeben, mit seinem von Mario Puzo (Der Pate) und George Fox verfaßten Kolportagedrehbuch und Akteuren wie Charlton Heston, Ava Gardner, George Kennedy, Lorne Greene und Walther Matthau. Die optischen Effekte wurden abgerundet durch das eigens entwickelte Sensurround-Tonsystem, das den Film zur Zitterpartie machte und den Kinobesuchern so eine im Wortsinn erschütternde Katastrophenillusion vermittelte. Ein schröckliches Vergnügen, das der herkömmliche antennengespeiste Audiovisions-Tabernakel bislang nicht zu vermitteln vermag. (ARD, 20.15 Uhr)

Die Sendung der Lysistrata

Wegen eines kecken Kameraeinblicks in Romy Schneiders Dékolleté wurde Fritz Kortners Klassikerbearbeitung anno 1961 zum Fernsehskandal. Ob der sittlichen Gefährdung lehnten die Sendeanstalten SDR, SWF, BR und der WDR in seltener Eintracht die Ausstrahlung ab. Die Produzenten brachten den Skandalfilm in die Kinos. Da das Werk die freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft unbeanstandet passierte, schickte die ARD das Stück dann doch in den Äther — mit Ausnahme des Bayerischen Rundfunks, der ja immer jemand am Ausschaltknopf sitzen hat. Natürlich war es weniger die Viertelansicht des Schneider-Busens, die zur Gemütererregung führte, sondern Kortners eigenwillige Aktualisierung des antiken Stoffes, den er mit den aktuellen politischen Debatten des Jahres 1961 um Wiederbewaffnung, Notstandsgesetzgebung und Atomrüstung befrachtet hatte. (Nordkette, 23.05 Uhr)

Critters — sie sind da!

Die Anregung zu dieser übermütigen Monsterkomödie lieferte die Episode Zanti Misfits der anthologischen TV-Serie The Outer Limits. In die Story eingewoben wurden Zitate aus klassischen B-Movies der Fünfziger wie Gefahr aus dem Weltall, aber auch jüngeren Erfolgsfilmen des Genres. Ein paar gefräßige Wollknäuel sind aus der Haftanstalt eines fernen Planeten entwichen und haben auf der Erde Zuflucht gefunden. Zwei intergalaktische Kopfgeldjäger jagen ihnen hinterher. Derweil terrorisieren die Critters die Bewohner einer kleinen Farm in Kansas und mampfen alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist. Zwar sind die Critters nicht ganz so charmant anarchistisch und wunderbar destruktiv wie die Gremlins, aber auch ganz schön biestig — das Deep Red Horror Handbook wertet mit drei von vier möglichen Totenköpfen. (ARD, 23.48 Uhr)

Die Legende vom Killer Tom

Dem früheren Rodeoreiter Red Dillon (Richard Widmark) fällt ein junger Indianer auf, der besonderes Geschick im Umgang mit Pferden zeigt. Dillon adoptiert den Waisenjungen und bildet ihn zum Showreiter aus. Der trunksüchtige Dillon zeigt bei der Arbeit wenig Skrupel im Umgang mit den Tieren. Seinem Schützling Tom Black Bull (Frederic Forrest) gefällt dies wenig, und er verläßt den brutalen Schinder. Eines Tages begegnen sich die beiden Männer wieder... „Der wunderbar klare, reine, kräftige Erstlingsfilm von Stuart Millar (Produzent von Little Big Man) ist neben Peckinpahs Junior Banner der beste Rodeo-Western“, befand das Western-Lexikon. (ZDF, 0.30 Uhr)