■ Jack Mapanje
: Die hungrigen, störrischen Raben vom Mikuyu-Gefängnis

Das konnten Noahs Raben nicht sein, diese Krähenvögel

am Mikuyu-Gefängnis, die von unseren Dächern

ächzten jeden

Tag; wohin die auch immer gewandert sind auf ihrer

verpfuschten Pilgerreise am Ende jener ewigen

Fluten, Noahs Raben konnten hier nicht gelandet

sein (sie kehrten nie zurück zur Arche ihres Herrn).

Das konnten auch Elias Raben nicht sein, denn

wie störrisch dieses Land auch zum Kampfe fordert

die Frösche des allmächtigen Gottes, die

allesverschlingenden Heuschrecken,

die endlosen Dürren und Plagen, heute gibt es

keinen Propheten mehr, den Gott so liebte, daß er

ihn retten will

(mit Brot und Fleisch, gebracht von Raben!)

Das können nur welche sein vom heidnischen Stamm der

hungrigen

Krähenvögel und Aasgeier, die man schickte

um einzuhacken

auf unsere von Schlaflosigkeit und Agonie

blutunterlaufenen Augen,

um den Frieden dieser verlassenen Zelle aufzupicken

mit ihren harten, klopfenden Schäbeln. Und warum

wählen sie

keinen anderen Ort, keine andere Zeit?

Warum müssen diese Krähen am Mikuyu-Gefängnis sein

und immer zur Abenddämmerung, und gegen

das geschmiedete

Eisen dieser Zelle hämmern, uns das Mark aus den dünnen

Knochen bohren und an den gestohlenen Fischgräten aus

den Mülltonnen picken, die wir nach draußen schütteten?

Aus dem Englischen von Uta Ruge

Jack Mapanje ist einer der führenden Dichter Malawis. Ohne Anklage oder Prozeß wurde er am 25.September 1987 verhaftet und erst am 10.Mai 1991 aus dem Gefängnis entlassen. Er lebt jetzt mit seiner Familie in York (England). Ein Gedichtband mit dem Titel „Out of Bounds and Other Poems“ ist zur Zeit bei Heinemann in Vorbereitung.

Jack Mapanje nimmt am 3. und 4.Juli 1992 an einer Konferenz in Potsdam teil, die sich mit den Beziehungen afrikanischer und europäischer Schriftsteller zueinander befaßt („Things Fell Apart — Das Alte ist gestürzt“, Potsdam, Club der Künstler und Architekten „Eduard Claudius“). Ihre Beteiligung haben ebenfalls zugesagt: Carmen Francesca Banciu (Rumänien), Biyi Bandele-Thomas (Nigeria), Syl Cheney-Coker (Sierra Leone), Mia Couto (Mosambik), György Dalos (Ungarn) und Werner Liersch (Ex-DDR). Der Afrika-Redakteur von 'Index on Censorship‘ (London), Adewale Maya-Pearce, und Peter Ripken von der „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinameika e.V.“ (Frankfurt) moderieren die Veranstaltung, die von der Heinrich-Böll-Stiftung (Köln) unterstützt wird.

Anmeldungen sind nicht notwendig, aber willkommen: Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V., Postfach 100116, 6000 Frankfurt/Main 1