Jazz mit Bratwurst

■ „The Knitting Factory“: umsonst vorm KITO

Erstaunliches trug sich in Vegesack zu. Am Donnerstag abend spielten auf dem gut gefüllten Platz Platz vorm KITO dreizehn MusikerInnen aus dem Dunstkreis eines sagenhaften New Yorker Clubs, nämlich der „Knitting Factory“, in vier Sets zum Teil sehr komplizierte Musik. Also alles andere als das gängige „easy listening“ zum Bier, die Stimmungsmusik, bei der man sich mit Bekannten unterhalten kann. Hier hörte das Publikum zu: trotz Sonne, Bierausschank und Bratwürsten.

Schlagzeuger Gerry Hemingway und Pianistin Marilyn Crispell spielten im ersten Set sehr spröde, oft freie Improvisationen, die den ZuhörerInnen einiges abverlangten. Danach gelang es der Multi- Instrumentalistin Amy Denio bei ihrem Soloauftritt mit Saxophon, E-Baß, Gesang und diversen elektronischen Hilfsmitteln, das Publikum richtig zum Lachen zu bringen. Mit komischen Stimmeffekten, Songtexten oder Ansagen entpuppte sich die anfangs etwas nervösen Solistin als skurrile Performerin.

Der Höhepunkt des Abends war dann der Auftritt des Keyboarders Wayne Horwitz und seiner Band The President. Sehr smart, originell und unterhaltsam wurden da Jazz, Rock und Blues mit Parodien auf Themen von alten Kriminalfilmen oder schwüler Barmusik vermischt. Musikalisch war danach der Auftritt des marokkanischen Sängers Hassan Hakmoun und seiner Band Zahar eine Enttäuschung. Die Mischung von religiöser Musik und knallhartem Funk war nur in den ersten Minuten interessant — danach klang jedes Stück gleich. Aber für die Tänzer vor der Bühne war dies genau der richtige Abschluß. Willy Taub