Hunger im Süden wegen Straßenbau im Norden

■ EP-Abgeordneter Telkämper: Öko- und Solidaritätsbewegung müssen zusammenarbeiten

Stuttgart (taz) — Nach Auffassung des Europaabgeordneten Wilfried Telkämper zeigen neueste Forschungsergebnisse inzwischen eindeutig einen direkten Zusammenhang zwischen europäischer Verkehrspolitik und dem damit verbundenen weiteren Straßenbau und den klimabedingten Hungerkatastrophen auf der Südhalbkugel. Der aus Freiburg stammende Parlamentarier, der selbst jahrelang in Dritte-Welt-Gruppen gearbeitet hat, befürchtet, daß es in diesem Jahr am Horn von Afrika zu einer der größten Hungersnöte seit langem kommen wird. Dies belegten vorliegende Satellitenaufnahmen.

Die durch den zunehmenden Individualverkehr sich verschlechternde Klimasituation entwickle sich noch dramatischer durch auf Europaebene geplante Straßenbauprojekte, die den sich öffnenden Ostteil des europäischen Kontinents an das westliche Straßennetz anschließen sollen.

Diese eurozentrierte Politik spitzt sich nach Ansicht Telkämpers im Gefolge der Maastrichter Verträge noch zu durch die weitere Kompetenzverlagerung auf eine keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegenden Zentralebene in Brüssel. Hier, so der Europaabgeordnete, müßten sich Ökologie- und Friedensbewegung mit den Solidaritätsgruppen zu einem strategischen Oppositionsbündnis zusammentun. „Dritte-Welt-Politik ist unauflöslich verbunden mit dem Umbau der Industriegesellschaft und einer Veränderung der Situation bei uns“, lautet Telkämpers Resümee. E.N.