Greenpeace stoppt Sellafield-Transport

Bremen/Hamburg (ap) — Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Montag morgen einen Transport mit abgebrannten Brennelementen vom Atomkraftwerk Unterweser bei Bremen zur atomaren Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in England gestoppt. 15 Mitarbeiter der Organisation haben einen riesigen Mast auf dem aus dem Werk herausführenden Eisenbahngleis errichtet. Zwei Aktivisten ließen sich dann an den Mast anketten. Über ihren Köpfen flatterte weithin sichbar ein Transparent mit der Aufschrift: „Kein Atommüllexport. Stopp Sellafield.“

Gleichzeitig veröffentlichte Greenpeace einen offenen Brief an Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Darin wird dieser aufgefordert, die Wiederaufbereitung von deutschem Atommüll zu stoppen und statt dessen ein Endlager für Atommüll zur Verfügung zu stellen. Laut Atomgesetz müsse deutscher Atommüll auf wirtschaftlich vertretbare Weise und schadlos verwertet werden. In Sellafield, wo schon seit längerer Zeit deutscher Atommüll zwischengelagert wird und ab November erstmals auch in einer neuen Anlage aufgearbeitet werden soll, werde aber Radioaktivität an die Umwelt abgegeben.

Mit der neuen Anlage werde sich die Menge der abgegebenen Radioaktivität verfünffachen. Die Anlage werde dann bei voller Auslastung 11,5 Millionen Curie Radioaktivität pro Jahr freisetzen, schrieb Greenpeace. „Mit deutscher Hilfe wird dann jährlich ein Fünftel der Radioaktivität des Tschernobyl-Unfalls freigesetzt“, meinen die Umweltschützer. Gutachten der SPD- Umweltminister aus Schleswig-Holstein, Hessen, Hamburg und Niedersachsen seien zu dem Schluß gekommen, daß in den ausländischen Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield und La Hague in Frankreich keine schadlose Verwertung möglich sei. Nach deutschem Recht müßten deshalb die Brennelemente endgelagert werden.