Die Lufthansa streicht acht Berlinflüge

Frankfurt/M. Die Lufthansa wird zum neuen Winterflugplan acht Berlinflüge streichen. Die Strecke Schönefeld-Frankfurt (täglich drei Flüge) fällt ersatzlos weg, Berlin-Hamburg wird von sechs Flügen auf einen Flug reduziert. Dies kündigte gestern Thomas Behr, Streckenplaner der Lufthansa, auf einer Tagung in Frankfurt am Main an.

In den Flugzeugen, die Schönefeld mit Frankfurt verbinden, ist nur jeder vierte Sitz besetzt. Würde die Airline die Verbindung bis Jahresende weiterhin anbieten, drohten Verluste zwischen 14 und 15 Millionen Mark, sagte Lufthansadirektor Heinrich Beder. Angesichts der schlechten Finanzlage der Aktiengesellschaft untersucht das Unternehmen alle in- und ausländischen Strecken auf Rentabilität. Täglich sollen etwa 200 Flüge mit weniger als 40 Prozent ausgelastet und damit unwirtschaftlich sein.

Die größte Nachfrage im Berlinverkehr hat das Luftfahrtunternehmen auf den Strecken von Tegel nach Frankfurt und nach München. Im ersten Quartal dieses Jahres flogen über 260.000 Passagiere in die Mainmetropole und 148.000 Fluggäste in die bayerische Landeshauptstadt. Trotz des großen Andrangs bleibt in den Maschinen dennoch jeder zweite bis dritte Sitz leer. Insgesamt flogen im vergangenen Jahr über 2,7 Millionen Passagiere mit der Lufthansa von und nach Berlin, für dieses Jahr erwartet der »Kranich« vier Millionen Kunden.

Auf Grund der Zunahme des Flugverkehrs befürchtet Beder ab Mitte der neunziger Jahre Schwierigkeiten: Weil die Kapazität von Schönefeld und Tegel nicht reichen werde, forderte er, daß in Tegel das geplante Terminal gebaut wird. Die Berliner Flughafengesellschaft hat den Bau des Abfertigungsgebäudes vorerst auf Eis gelegt. Beder stellte darüber hinaus die Finanzierung des Großflughafens südlich von Berlin in Frage. Weil der Flughafen »International« möglicherweise erst im Jahr 2015 fertig sei, müßten Tegel und Schönefeld mit Milliardenaufwand ausgebaut werden.

Die Investitionen würden sich aber nur rentieren, wenn die beiden Airports mehrere Jahrzehnte offen blieben. Dann rechne sich der neue Großflughafen wiederum nicht. Der Direktor für Unternehmenspolitik schlägt deshalb vor, daß der Bau des Großflughafens beispielsweise durch Steuerbefreiungen gefördert werde. »Mit privaten Krediten ist der Bau nicht zu bezahlen«, so Behr. Dirk Wildt