Die türkische Regierung unterstützt Albanien

■ Ministerpräsident Demirel unterstreicht damit die neue Rolle der Türkei auch auf dem Balkan/ Ring um Serbien

Berlin (ap/taz) — Der Ring um Serbien wird immer enger. Mit einem Abkommen über wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit zwischen Albanien und der Türkei, das am Montag abgeschlossen wurde, verpflichtet sich die Türkei, im Falle eines Konflikts Albanien zu unterstützen. Über die militärische Zusammenarbeit wurden jedoch keine Angaben gemacht. Es wurde lediglich zugegeben, daß die Türkei bei der Ausbildung und Beratung des albanischen Militärs helfen wird. In dem Abkommen, das von dem türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel und dem albanischen Staatspräsidenten Sali Berisha abgeschlossen wurde, räumt die Türkei Albanien eine Hilfe von 50 Millionen Dollar ein.

„Wenn in Kosovo oder in der (von Muslimanen bewohnten serbisch-montenegrinischen) Region Sandschak etwas passieren sollte, werden wir mit Ihnen zusammenstehen“, erklärte Demirel in Tirana. Mit dieser Aussage wird ein klares Zeichen in die serbische Hauptstadt Belgrad gesandt. Sollte nämlich die serbische Armee in Kosovo einen Krieg gegen die dort lebenden Albaner führen, wäre Albanien gezwungen, militärisch einzugreifen. „In diesem Falle würde der innerjugoslawische Krieg sofort internationalisiert“, hatte der Präsident der Albaner in Kosovo, Rugova, schon vorige Woche gegenüber der taz erklärt. Mit dem Abkommen zwischen Albanien und der Türkei unterstreichen beide Länder die Position Rugovas.

Und noch etwas anderes wird deutlich: die türkische Regierung scheut sich nicht, nach dem Zerfall der Sowjetunion außen- und machtpolitisch eine neue Rolle einzunehmen. In Aserbaidschan sind türkische Militärs schon aktiv geworden.

In bezug auf den Balkan beginnt die Türkei als Schutzmacht der (islamischen) Albaner und Muslimanen, aber auch der (orthodoxen) Mazedonier, aufzutreten. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist, daß der mazedonische Präsident Gligorov zu einem Besuch nach Albanien kommen wird, um die diplomatische Anerkennung Tiranas zu erreichen.

Alle diese Aktivitäten werden nicht nur in Belgrad, sondern auch in Athen mit äußerst gemischten Gefühlen betrachtet. Denn obwohl Griechenland als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft und der UNO an den Boykottbeschluß gegenüber Serbien gebunden ist, bleibt die Grundtendenz der griechischen Politik proserbisch. Die Aktivitäten des Nato-Partners Türkei bringen Griechenland in die Gefahr der Isolation, zumal Albanien jetzt auch noch als 37. Mitglied im Nordatlantischen Kooperationsrat aufgenommen werden soll. er