„Dann kann das Stadion zumachen!“

■ Großer Krach um Beiratsbeschluß zu Parkplätzen / Lemke pokert mit park&ride-Verkehr

„Wenn der Beschluß so durchkommt, dann kann das Weserstadion zumachen.“ Reinhard Hoffmann, Leiter des Sportamtes und Geschäftsführer der Bremer Sport- und Freizeit GmbH, ist sauer über den Beirat Östliche Vorstadt. Und mit ihm ärgern sich der SV Werder und die Sportärzte in der Westkurve des Stadions. Der Beirat hat am 12. Mai mehrheitlich beschlossen, die Parkplätze rund um das Stadion erheblich zu verringern.

Der Hintergrund: Der Beirat will den Autoverkehr aus der Pauliner Marsch möglichst heraushalten. Nur noch wenige Parkplätze bleiben übrig: acht für die Sporttherapeuten in der Westkurve, drei gegenüber der Werder-Geschäftsstelle und 12 für das Südtribünen-Restaurant. Außerhalb der jeweiligen Öffnungszeiten sollen alle Plätze abgesperrt werden. Die Sonderparkplätze am Stadionbad werden reduziert, nur die Stellplätze der Tennis- und Segelvereine bleiben erhalten. Ansonsten regiert der Absperrpfahl, und dagegen laufen die Ärzte gemeinsam mit Willi Lemke Sturm. Kaum hatte der Beirat seinen Beschluß gefaßt, wurde das Ortsamt mit Protestbriefen bombardiert. Der Vereinsarzt sowie der Leiter des Therapiezentrums beklagen sich, daß ihre Patienten nie und nimmer mit acht Stellplätzen auskämen. Viele seien gehbehindert und auf ein Auto angewiesen. Dabei vollzieht der Beirat nur den Bebauungsplan. Für die Therapeuten waren nie mehr als acht Stellplätze vorgesehen. So lange rund um das Stadion geparkt werden konnte, hat das niemanden gestört.

Richtige Drohungen gegen den Beirat kamen vom Werder-Manager. In einem wutschnaubenden Brief wirf Willi Lemke den Viertelpolitikern undemokratisches Verhalten vor. Der SV Werder sei nicht zu der Beiratssitzung eingeladen worden. Dabei hatte es nach der ersten Diskussion im Beirat eine Sitzung bei Werder gegeben, bei der alle Streitfragen erörtert worden waren. Im April hatte sich der Beirat noch vertagt. Kurz darauf trafen sich die Fraktionssprecher des Beirates, Mitglieder der Sportdeputation, der Pächter des Südtribünen-Restaurants und der Ortsamtsleiter mit dem Werder-Geschäftsführer Barkhausen zu einem Parkplatz- Gespräch. Dabei waren die Beiräte allerdings nicht davon zu überzeugen, daß viele Parkplätze am Stadion bleiben sollten. Jeder wußte also, daß eine Entscheidung in der Sache anstand. Offensichtlich hat aber kaum jemand die Stadtteilpolitiker ernstgenommen. Werder-Geschäftsführer Barkhausen auf Anfrage: „Wir haben gedacht, das geht locker über die Bühne.“

Lemke schreibt, daß mit ausdrücklicher Zustimmung der Sport- und Freizeit GmbH als Vermieterin des Stadions den 37 Logeninhabern nahe Parkplätze versprochen worden seien. Nun käme es zu erheblichen Vertragsproblemen. Die Parkplatzzusage mochte Reinhard Hofmann so allerdings nicht bestätigen: „Wir haben da sehr zurückhaltend formuliert.“ Und eine Nachfrage bei Logenbesitzern ergab, daß kein Parkplatz im Vertrag mit Werder zugesagt worden war. Der Sportamtschef ist sich mit Werder einig, daß der Beiratsbeschluß zurückgenommen werden sollte: „Jahrelang hat da Hinz und Kunz geparkt. Es ist nicht einzusehen, warum das verändert werden sollte.“ Er will abwarten, ob und wie der Bausenator den Beschluß umsetzt. Dem SV Werder allerdings reicht das Warten nicht. Willi Lemke fährt stärkere Geschütze auf: „Sollte Ihre Entscheidung betr. die Parkplätze an der Geschäftsstelle des SV Werder als endgültig anzusehen sein, wird das Präsidium die Zusammenarbeit mit der BSAG, die dem SV Werder p.a. über 300.000 Mark kostet, in Frage stellen.“ J.G.