Der Westen wird grauer

■ In den Grünflächenämtern werden Stellen von West nach Ost umverteilt/ Baustadträte tagen heute

Berlin. In den Bezirken im Ostteil der Stadt soll die Pflege der Grünflächen verbessert werden, Stellen im Westteil werden deshalb gestrichen. Das Zerren um Planstellen zwischen Ost und West geht damit weiter. Heute beraten die Baustadträte der Bezirke, wo Einsparungen bei der Versorgung der Grünflächen in der westlichen Stadthälfte vorgenommen werden können. Auf Grund der schlechten Finanzlage können keine neuen Stellen geschaffen werden.

Die »Arbeitsgruppe Grün« der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz hatte zur Neustrukturierung schon ein Grundsatzkonzept entwickelt. Unter der Federführung des Innensenators soll die Zahl der insgesamt 3.200 Arbeitsplätze in der Grünpflege erhalten bleiben, rund 300 Planstellen sollen von West nach Ost umverteilt werden.

»Kein Arbeitnehmer wird gezwungen werden, seinen Arbeitsplatz im Westteil der Stadt aufzugeben«, sagt der Mitarbeiter der »AG- Grün« Heidmann. »Die Planstellen, die im Rahmen natürlicher Fluktuation frei werden, wie zum Beispiel Eigenkündigungen und Ruhestand, werden dann im Osten neu besetzt.« Wenn natürlich ein Arbeitnehmer »von sich aus« lieber im Ostteil arbeiten möchte, werde man ihn nicht zurückhalten. Angesichts der dort bezahlten Löhne wäre solch ein Wunsch eher die Ausnahme. Weiterhin soll der Finanzetat für Grünflächen eine 30—50prozentige Kürzung erfahren. Weil schon jetzt ein erheblicher Teil im Gartenbau von Privatfirmen geleistet werde, sei vorgesehen, keine weiteren Aufträge an private Unternehmen zu verteilen, hieß es in der Senatsverwaltung.

Diese Kürzungen sind nicht die ersten. Bedingt durch frühere Sparmaßnahmen sind nur 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Stellen in der Grünpflege besetzt.

Die Neustrukturierung wird Auswirkungen auf die Grünanlagen im Westen haben. Der Bezirk Kreuzberg zum Beispiel wird deutliche Einbußen zu tragen haben. Dort sollen die Sachmittel gleich über die Hälfte gekürzt, zehn Stellen sollen gestrichen werden. »Kreuzberg wird grauer«, so der lakonische Kommentar eines Mitarbeiters des Bezirksamtes. »Pflegeaufwendige Blumen werden hier nicht mehr gepflanzt.« Die Auswirkungen auf die Umgebung werden die Bürger im Laufe der nächsten drei Jahre zu spüren bekommen, durch die »natürliche Fluktuation« bei den Arbeitskräften vollziehe sich der Abbauprozeß schleichend.

Auch im Stadtteil Lankwitz bangen die Bürger um das Tiergehege innerhalb des Gemeindeparks, das sich bei Kindern hoher Beliebtheit erfreut. Denn auch Tierpflegestellen liegen im Bereich der Kürzungen. »Wir werden um unser Tiergehege kämpfen«, so der Steglitzer Baustadtrat Weber. Dazu ist auf der heutigen Sitzung die letzte Gelegenheit. Mirko Heinemann