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QUERSPALTE„Der Hammer“ muß bleiben

■ Thüringens Innenminister Willi Böck ist ein Saubermann

Waren Sie schon einmal auf der Toilette einer Raststätte in Sachsen-Anhalt und haben versucht, mit einer Hand am seit 1962 defekten Schloß ein „Geschäft“ abzuschließen? Haben Sie in Brandenburg — hart an einer Autobahn — die berühmte „Mitropa“-Gastfreundschaft kennengelernt? Ist Ihnen die HO-Raststätte Dresden mit dem Werksküchen-Flair und dem Zonen- Design aus den 50er Jahren ein Begriff? Wenn ja — dann wissen Sie, was Willi „der Hammer“ in Thüringen geleistet hat: ganze Arbeit. Da kommen auf Knopfdruck Brillenschutzfolien aus der Toilettenwand der Raststätte Eisenach. Der flinke Service bringt schmackhafte Gerichte aus der Region auf den Tisch. Und der Putztrupp sorgt rund um die Uhr für keimfreie Sauberkeit im neuen Ambiente. Für die letzten Trabifahrer hat Willi auf der anderen Seite der Autobahn noch einen Imbiß stehen lassen — Reminiszenz an die Wendetage.

Wer will da noch über schlappe 20.000 Märker reden, die Willi von denen genommen hat, die in Thüringen — ganz ohne Treuhand — die schicken Raststätten binnen Monatsfrist aus dem verseuchten Boden stampften? Die lernfähige „Altlast Böck“ — Böck über Böck — hat begriffen, wie der Hase im Spätkapitalismus läuft: schmieren und sich schmieren lassen — nur dann läuft es wie geschmiert. Laufen nicht gerade die Investigations- Cracks aus Hamburg, die Willi anschwärzten, mit den dicksten Brieftaschen durch Thüringen? Willi „der Hammer“ Böck muß Minister bleiben, denn Sauberkeit hat eben ihren Preis. Warum hat sich eigentlich keiner der verbiesterten Protestanten und Stasi-Jäger aus Erfurt, Suhl und Waltershausen über den Glaubensbruder aufgeregt, der den Geldboten zwischen dem Raststättenbauer und dem Innenminister spielte und der noch die Böcksche Quittung für eine nicht bekannte Summe an die Hamburger Magazinmacher verdealte? Alles Pharisäer. Klaus-Peter Klingelschmitt

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