„Sie kennen ja das System“ oder: Die Stirn von KPS

■ Warum auf dieser Seite weder Elton John noch Michael Jackson noch die Dire Straits vorkommen werden

Es war einer jener lauschigen Nachmittage, an denen wie von ungefähr ganz unterschiedliche Menschen einander in die Arme fallen und Frieden schließen. Ich also wähle, schon ziemlich geschwächt, die Nummer von Klaus- Peter Schulenberg alias KPS, Konzertveranstalter allhier, und erbitte freundlich je eine

Wir dürfen vielleicht Herrn KPS an eine der letzten großen Wahrheiten erinnern: Den Werbeplatz wenigstens in unserer Zeitung bietet die Anzeigenabteilung nach Maßgabe einer Preisliste und nicht die Redaktion nach Maßgabe der Frechheit von Veranstaltern.

Pressekarte für die Konzerte von Elton John, Michael Jackson und der Kapelle Dire Straits. Was aber entgegnet i.A. Herr Roman Szemetat, Pressemensch von KPS: „Tja, Herr Dworschak, Sie kennen ja das System: Da schicken Sie erst mal eine Kopie ihres Vorberichts.“

Wohl wahr, wir kennen das System. Es ist ja recht einfach und besteht im Grunde nur aus dem Fuß von KPS, den er uns zum Kusse hinhält. Aber selbst daß der Fuß sprechen kann und sich Szemetat nennt, besänftigt unsern Widerwillen nicht.

Jajaja, wenn es eines Tages nach KPS gehen sollte, werden wir nur noch über Ereignisse berichten, für die wir vorher geworben haben; wenn es eines Tages nach KPS gehen sollte, werden wir ihm sogar auf seiner bremischen Privatwelle, die er sich bis dahin wohl zusammengemauschelt hat, jeden Tag ein Ständchen singen. Wir können das so leichthin versprechen, weil die Dinge sich hüten werden, so weit herunterzukommen. KPS hat also noch Muße für die Überlegung, wo seine Werbeabteilung aufhört und unsere Redaktion anfängt. Dazwischen verläuft nämlich, er glaubt es nicht, eine gut befestigte Grenze, die wir unsererseits mit dem härtesten Schießbefehl schützen: Wer so schamlos herübergrapscht, wird ohne Anruf beschimpft.

Die Einrichtung der Pressekarte für Konzerte ist eine ehrwürdige. Nur sie garantiert in diesem zweifelhaften Milieu, daß alle Zeitungen, und nicht nur die Lobhudler, zu normalen Bedingungen ihre Arbeit tun können. Daß wir dieser Arbeit auch im Weserstadion, in der Stadthalle und anderswo nachgehen müssen, sollte einen Veranstalter, dem das gewiß nicht schadet, doch keinesfalls erdreisten, uns abzukassieren, dagegen aber die andern, die den Beleg für die Vorabwerbung dabei haben, huldvoll durchzuwinken.

Wo führt das hin? Wir glauben gern, daß KPS es liebt, wenn über KPS nur Kumpel von KPS berichten. Wir aber, wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs. Und wehe, wenn unserm Herrn Souverän einmal dämmert, was es heißt, daß er womöglich nicht hemmungslos unterrichtet wird; was es heißt, daß ein Veranstalter einer Zeitung den freien Zugang sperrt, um sich freien Zugang zu ihrer Anzeigenabteilung zu verschaffen! Wir dürfen vielleicht Herrn KPS an eine der letzten großen Wahrheiten erinnern: Den Werbeplatz wenigstens in unserer Zei

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tung bietet die Anzeigenabteilung nach Maßgabe einer Preisliste und nicht die Redaktion nach Maßgabe der Frechheit von Veranstaltern.

Kollege Arnulf Marzluf vom Weser-Kurier, angesprochen auf die KPS-Marotte, spricht mit Empörung von einer „Sauerei, falls das stimmt!“ Auch Claus Spitzer-Ewersmann, Chef vom hiesigen Prinz, hält das Gebaren für „bundesweit ziemlich einmalig“ und im übrigen für „totalen Schwachsinn“. Dagegen knurrt Reinhold Ostendorf, Geschäftsführer von KPS, auf Anfrage: „Aber die andern halten sich doch auch alle dran und schicken ihre Kopien!“

Nach eigenen Angaben behelfen sich Prinz und Bremer Blatt sich, indem sie KPS umgehen und sich ihre Karten mühsam bei Schallplattenfirmen und Tourneeveranstaltern besorgen. Wir aber sind es ohnehin den Übeltätern und erst recht unserer Zeit schuldig, Besseres mit ihr anzufangen: Wir grollen. Nicht immer, aber immer lauter. Manfred Dworschak