Im Kittchen ist kein Zimmer frei...

■ Faschistische Gedankengänge eines deutschen Gefangenen, der sich von den ausländischen Mitgefangenen umzingelt fühlt

Ich bin zur Zeit auf Transport in Stammheim. Seit dem 9. Oktober 91 bin ich wegen kleiner Diebstähle in Haft. Hab' sieben Monate gekriegt, aber jetzt doch noch eine Berufungsverhandlung gehabt, am 29.April.

Die Amtsgerichtsverhandlung war am 2.Dezember. Jetzt bei der Landgerichtsverhandlung hab' ich 14 Tage weniger gekriegt — Gentleman-Agreement mit Richter Ott. Das Urteil hab' ich angenommen, und das ist jetzt rechtskräftig.

Habe ein taz-Abo bekommen auf Ostern. Habe mich sehr gefreut, und dafür möchte ich mich bedanken und etwas schreiben, Jan! Ein paar Tatsachen, ebenfalls ein paar Denkanstöße und Vorschläge von mir. Ich möchte gerne, daß Sie das irgendwie dem Publikum bekanntmachen und irgendwo als Leserbrief veröffentlichen.

Erst mal ein kurzer Lebenslauf von mir. Bin als Deutscher in der Schweiz geboren, am 14.5.34. 1937 starb mein Vater an Leukämie.

Ich verlebte mit meiner Mutter im Schloß Güttingen eine sorglose Jugend und Schulzeit, in der Schweiz.

1950-54 machte ich eine Lehre als Mechaniker, nach vier Jahren einen Abschluß als Maschinenbaumechaniker.

1954-73 lebte ich in Zürich als Mechaniker und Vertreter bis zur Ausweisung auf Lebenszeit und Einreisesperre in die Schweiz.

1962 machte ich die Taxiprüfung, und 1965 bis 1972 war ich Taxihalter bis zum Führerscheinentzug 1972, ohne Unfall — 1,23 Promille.

Bin dann am 28. Februar 73 aus der Schweiz ausgewiesen worden, als unerwünschter Ausländer, der sich an die Sitten und Gesetze des Gastlandes nicht angepaßt hat. Ich war 39 Jahre alt.

Seit 6. Mai 73 lebe ich nun in Deutschland. Konstanz, Stuttgart. Bin aber nicht sehr stolz darauf, Deutscher zu sein.

Nun zu meinem Thema, den heutigen Zuständen im baden-württembergischen Strafvollzug und dessen Begleiterscheinungen zur Zeit der Asylprobleme, Aussiedler und Umsiedler (sprich: Flüchtlinge aller Art und Herren Länder).

Vor allem ist im Knast alles überfüllt von den „Ossis“, die die Knäste füllen, z.B. die Polen, Tschechen, Ungarn und vor allem die Rumänen.

Die Jugos (die Mafia von Italien) Bulgaren, Rumänen und die Ex- DDRler, die Polen auch, weiß der Henker, warum so viele hier sind. Wir haben doch einen Friedensvertrag. Ja, der scheiß Wodka — Ladendiebstahl!

Nun ein persönliches Erlebnis von mir!

Als ich am 27.April per Schub von Rottenburg nach Stammheim kam, abends um 21 Uhr, mußte ich in einer Einzelzelle mit Matratze auf dem Boden schlafen, und das drei Tage!

Habe mich beim Justizministerium beschwert. Das ist mir noch nie passiert, im Knast, seit ich in Deutschland bin. Unzumutbare Zustände!

Mein Vorschlag ist: die Asylanträge schneller behandeln, das bedeutet auch Arbeitsbeschaffung. Oder Wohncontainer oder Baracken aufstellen. Aber schnell. So wie es für die Asylanten auch gemacht wird. Überall. Geschweige denn für die Aussiedler und Umsiedler, denen ja gleich eine Wohnung zugeteilt wird. Im Gegensatz zu uns alteingesessenen Deutschen, wir werden zu Pennern gemacht.

Von den Türken ganz zu schweigen. Die frommen Mohammedaner, die uns den heiligen Krieg erklärt haben. Die handeln fast alle mit Drogen hier in Deutschland. Irani, Pakistani etc.

Die polnische Mafia hat den Export-Import mit den Autos in der Hand. Die Slibowitz-Connection, die Jugos, bilden Organisationen im Klauen von allem und verschieben das Zeug ganz professionell, sehr gekonnt.

Früher waren die Perser-Gangs z.B. in Berlin stark. Dann die Neger usw., alle im Kampf mit unseren Deutschen. Das ist in allen Großstädten so.

Nun haben sich auch die Juden wieder eingenistet. Fast alle Nachtlokale sind direkt oder indirekt in jüdischer Hand.

Wie geht das weiter? Braun-rot! Wir sind auf dem besten Weg zur Großmacht, IV. Republik Deutschland.

Bin noch bis 8.Oktober 92 verurteilt, doch habe ich im Juni 92 schon den 2/3-Termin. Eventuell mach' ich eine Alk.-Therapie.

Muß ich in ein Pennerheim als ehemaliger Strafgefangener oder ins Ausland in ein EG-Land auswandern, in meinen alten Tagen? Heiliger Florian! Oder wieder ins Hotel „Grüner Baum“, Europa mit EG- Paß, gültig bis 15. Januar 2001 (mit oder ohne Bart) und DBP-Ausweis.

Dann ist ja alles schon vorprogrammiert, und der Teufelskreis schließt sich wieder, wie so oft in meinem Leben. Das hat ja Fallada in den 30er Jahren schon vortrefflich geschildert, mit seinem Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“.

Ich bin seit zwei Jahren 50 Prozent schwerbehindert, aber nicht geistig, zum Glück (Bandscheiben-Operation).

Geben Sie mir bitte Antwort auf diesen Brief?

Wenn Sie es brauchen können, freut es mich. Wenn nicht, so ist es allemal eine Beschäftigung für mich gewesen. Ich hätte noch viel auf Lager und würde mich gerne als freier Mitarbeiter bei Ihnen betätigen.

Sonst gibt es ja noch die Möglichkeit, rechts- oder linksradikal zu werden. Ich bin so seit circa drei Jahren Sympathisant für die Reps geworden.

Schluß für heute, denn Stammheim gleicht einem Turmbau zu Babel am 1. Mai. Es grüßt C.S., JVA Stammheim