KOMMENTAR: Staatstragend grün
■ Grüne Basis vertagte Beschlüsse / vgl. Seite 30
Nur wenige Jahre ist es her, da kritisierten die Grünen die „etablierten“ Parteien auch deshalb, weil die sich in vorauseilendem Gehorsam der Staatsraison und Sachzwänge anpaßten. Wenn die Partei der Grünen aus lauter Angst, ihre Senatsvertreter kämen in eine blöde Lage, zu Themen wie Schul- oder Hafenpolitik vorsichtshalber gar nichts mehr sagen, dann sind sie auf dem besten Wege dahin. Dann wird die „Basis“ bei der nächsten Einladung zur Mitgliederversammlung noch weniger einsehen, warum sie sich einen schönen Abend versauen lassen soll.
Eine Mitgliederversammlung muß nicht überall dort zu grüner Programmatik schweigen, wo in den Koalitionsverhandlungen nicht mindestens 50 Prozent der grünen Essentials durchgesetzt werden konnte. Wer so denkt, beraubt die Grünen ihrer sozialen Verankerung. Aber nur solche grünen Positionen können legitimerweise neben dem bestehen, was in der Ampel machbar ist, die mehr an Idee und Substanz vorweisen als der banale Klientelismus des „mehr Geld für dies und jenes“. Die Abstinenz der grünen Basis verweist auch auf ein Unbehagen an dem, was die Partei noch zustandebringt. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen