Trocknet der Spreewald bald aus?

■ Anhaltende Trockenheit läßt Diskussion um die einmalige Fließlandschaft aufleben Wegen Rückgangs des Kohlebergbaus sinkt der Grundwasserspiegel/ Spree führt weniger Wasser

Lübbenau/Berlin. Die anhaltende Trockenheit der letzten Wochen hat die Frage erneut zugespitzt, wie lange der Spreewald noch genügend Wasser haben wird. Die Sorge, die einmalige Fließlandschaft könne verlanden, ist nach Ansicht von Experten durchaus keine Panikmache. Für die Leitung des Biosphärenreservats ist die Gefahr durchaus real. Schon jetzt sind zum Beispiel in der Region um Burg einige Fließe ausgetrocknet, die vor einigen Jahren noch befahrbar waren. Das liegt jedoch nicht vorrangig an der Trockenheit, sondern am Kohlebergbau in der Region. Der Rückgang der Förderung ist auch mit einer verringerten Einspeisung von Grubenwasser in die Spree verbunden, dessen Anteil derzeit etwa bei 50 Prozent liegt. Die ökologischen Verhältnisse haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auf dieses Wasserangebot eingepegelt; die Existenz des Spreewaldes ist von einer weiterhin hohen Wasserführung der Spree abhängig. Auch die Wasserversorgung im Ostteil Berlins stammt zum großen Teil aus dem Uferfiltrat der Spree. Diese Abhängigkeit wird sich in den nächsten Jahren sogar noch verstärken: Die Bevölkerung wächst, während sich die Kapazitäten der havelländischen Tiefbrunnen nur begrenzt erweitern lassen.

Derzeit fördern noch 15 Tagebaue in der Lausitz Braunkohle, künftig sollen es nur noch vier sein. 1991 konnte die Kohlengesellschaft Laubag noch 116 Millionen Tonnen Kohle fördern. Aus Kreisen der Energiebranche ist jedoch von einer mittelfristigen Halbierung dieser Menge die Rede. Das brandenburgische Umweltministerium wies warnend darauf hin, daß die Folgen der Wasserverknappung bei einem Rückgang des Kohleabbaus unter 100 Millionen Tonnen kaum noch beherrschbar seien. In der Lausitz ist durch die Absenkung des Grundwasserspiegels ein riesiger wasserloser Trichter mit einem Durchmesser von 1.200 Metern und einer Tiefe bis 200 Meter entstanden. Inzwischen werden von Experten verschiedene Vorsorgekonzepte diskutiert. So könnte Wasser des Flusses Schwarze Elster in Tagebaugruben gelenkt und gespeichert oder aus dem OderNeiße-System der Spree zugeführt werden.

Tragbare Energiekonzepte von Bund und Ländern stehen noch aus. Dabei drängt die Zeit, denn das Wasser wird auch für den Erhalt der Böden gebraucht. In den sechziger und siebziger Jahren waren in zentralen Bereichen Meliorationsarbeiten für eine überdimensionierte Viehzucht durchgeführt. Daraufhin sackten die Moore auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Höhe ab, 800 Hektar Moore wurden völlig zerstört. Dieser Entwicklung kann nur durch zusätzliche Beregnung abgeholfen werden. Dazu ist viel Wasser erforderlich — doch das wird im Spreewald immer knapper ... dpa/taz