Friedensmarsch in Israel aufgelöst

Polizei nimmt 115 Demonstranten fest/ Gebiet kurzerhand zur „geschlossenen Militärzone“ erklärt  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die israelische Polizei hat am Sonntag abend 115 Demonstranten auf ihrem „Marsch für eine friedliche Zukunft im Mittleren Osten“ bei Megido (Nord-Israel) festgenommen. Der Gruppe von Amerikanern, Europäern und Israelis wird vorgeworfen, eine Straße blockiert zu haben und ohne Erlaubnis die „grüne Linie“ zu den israelisch besetzten Gebieten überschreiten zu wollen.

Die Demonstranten waren auf einem fünftägigen Marsch von Haifa nach Jerusalem. Sie fordern das Ende der israelischen Besetzung der Westbank und des Gaza- Streifens sowie die Einhaltung der Menschenrechte. Nur in einer „Zweistaatenstruktur“ läge die Lösung des Konflikts. Der Marsch durch Israel findet im Zusammenhang mit dem 25. Jahrestag des Sechstagekriegs statt.

Das israelische Militär erklärte die Umgebung der „grünen Linie“ zwischen dem 48er Staatsgebiet von Israel und den 1967 besetzten Gebieten zu einer „geschlossenen Militärzone“. Damit war den Demonstranten der Übertritt verboten. Bei dem Versuch, den Marsch dennoch fortzusetzen, wurden nach Angaben der Veranstalter 67 Männer und 46 Frauen verhaftet, darunter auch fünf deutsche Staatsbürger. Sie sollen heute dem Haftrichter vorgeführt werden. Angeblich will die Polizei entweder die Ausweisung der verhafteten Ausländer fordern oder das Versprechen, daß sie bald das Land freiwillig verlassen und sich bis dahin jeglicher politischer Aktivität enthalten. Die verbliebenen rund 80 Demonstranten wollen den Marsch fortsetzen.

Bereits vor vier Tagen nahmen die ausländischen Demonstranten zusammen mit der israelischen Friedensgruppe „Frauen in Schwarz“ und palästinensischen Frauen an einer Protestveranstaltung in dem palästinensischen Dorf Silwan teil. Israelische Siedler hatten in diesem Dorf in der Nähe Ostjerusalems begonnen, arabische Häuser zu „übernehmen“.

Am Samstag versammelten sich die Teilnehmer des Marsches vor dem Militärgefängnis „Atlit“ bei Haifa. Damit wollten sie sich mit israelischen Reservesoldaten solidarisieren, die wegen ihrer Weigerung, den Dienst in den besetzten Gebieten anzutreten, zum Teil bereits zum dritten oder vierten Mal eingesperrt wurden. Bisher waren 165 dieser Verweigerer, die der Gruppe „Jesch Gvul“ („Es gibt keine Grenzen“) angehörten, in Militärgefängnissen inhaftiert.