Massenprozeß gegen KurdInnen vor türkischem Staatsgericht in Diyarbakir

Um 11 Uhr morgens tanzten und sangen die Menschen noch auf den Straßen Türkisch-Kurdistans. Wenige Minuten später fielen am 21.März die ersten Schüsse in die Menge. Das traditionelle kurdische Neujahrsfest „Newroz“ wurde zum Blutbad. In zahlreichen Ortschaften fuhren Panzer auf. Spezialeinheiten der türkischen Armee durchkämmten Haus für Haus. An die 100 ZivilistInnen kamen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Die Menschen in Kurdistan reagierten mit Streiks, Barrikadenbau (unser Foto aus der Stadt Cizre) und Demonstrationen. Drei Monate danach stehen jetzt nicht etwa die verantwortlichen Militärs vor Gericht, sondern MenschenrechtlerInnen und oppositionelle PolitikerInnen. Der Staatsgerichtshof in Diyarbakir eröffnete gestern das Verfahren gegen 95 KurdInnen, von denen die meisten seit März in türkischen Gefängnissen sitzen. Ihnen werden „Verbrechen“ vorgeworfen, auf die in der Türkei hohe Strafen stehen: Separatismus, Verstöße gegen das Versammlungsverbot und Widerstand gegen die Sicherheitskräfte. dora, Foto: Rimscha/medico