Das Bestiarium des Lächelns

■ Im Schwachhauser Medienhaus: Holde Vierbeiner und Fische von Sabine Anger

Sie sind nett und ein bißchen tolpatschig und neugierig und jedenfalls sehr lebendig, amüsant auch, die Fische und Vierbeiner, die Sabine Anger aus und auf Papier und Pappe gemacht, geschnitten, gebracht hat. Mit dem Mut, ihrem Gespür für Farben und Umrisse einfach zu trauen, hat sie in drei Monaten eine 38-Bilder-Serie hingelegt, die jetzt im Schwachhauser Medienhaus zu begucken ist. Und in diese nicht-kommerzielle Galerie, unter einem Dach mit Design- und Werbefirmen, passen die Ergebnisse ziemlich gut.

Diese Biester hinter Glas sind ganz radikal reduziert auf ihren Umriß und auf zwei, höchstens drei Farben: „Vierbeiner I — IV“ zum Beispiel kreuzen verlegen die Beine, lassen weiche Ohren abstehen, laufen vor bis an den Bildrand, stehen harmlos vor Abgründen, die eigentlich nur zwei Farbfelder sind, in kaum glaublich passenden Grün- und Rottönen. Gepunktete Streicheltiere lösen ja jedenfalls Streichelreflexe aus.

Aber erst die Fische! Wie von einer Achtjährigen gemalt, aber ohne albern zu wirken, Fische, offensichtlich im Gespräch zu dritt oder womöglich ganz schweigend einander zugewandt, Gruppen bildend, einzelne aus- oder einschließend, vor Horizonten aus bemalten Wellpappen oder Papieren. Wie absichtslos und zufällig zusammengefügt scheinen Wasser und Himmel aus Türkis und Orange oder Rot.

Ein afrikanisches Tier mit einer Körperhaltung, die auch noch auf niedergeschlagene Augen hindeutet, steht verlegen vor einer Palme, die langen Hinterbeine gekreuzt. Und weil der Künstlerin die Wellpappe in Pink, die den Himmel darstellt, nicht reichte für einen richtigen Himmel, der ja hoch sein muß, hängt hochkant über dem hochkant Rahmen noch ein Rahmen, voller Himmel.

Mit Wachs hat Sabine Anger ihre Kinder-Fische auf Transparent oder Packpapier gemalt, unegal ausgeschnitten, um sie vor und zwischen allerlei Flächen und Schichten schwimmen, taumeln zu lassen, ordentliche Dreierreihen ausprobierend, oder kopfüber in milchige Schleier zu turnen.

Als Hintergründe sind überraschende Kombinationen wie Grün/Orange, Orange/Pink, Rot/ Grasgrün zusammengesetzt, und das noch in einer Bilderfolge gleich nebeneinander. Die Farb- Nuancen sind verblüffend sicher nebeneinander gesetzt.

„Ich hab schon als Kind gern ausgeschnitten“, sagt Sabine Anger, die andererseits oft die Umrisse ihrer Tiere direkt mit dem Tubenhals auf Papier gemalt hat.

Von den Collagen, von den blaugrünen Acrylbildern war noch gar nicht die Rede. Wer Spaß hat an Deutungen und Assoziationsspielen, könnte auch einen Blick riskieren auf die Collagen im Nebenraum: Landschaften? Häuser? Zeichen für Innen- Außen? Winzige Texte warten augenzwinkernd auf Entdeckung, kleine gedruckte Fetzen, gekritzelte Botschaften verstecken sich zwischen ganz sorgfältig komponierten papiernen Fundsachen.

So verschiedene Techniken? „Ach, da blickt noch genug von mir durch, was meins ist“, sagt Sabine Anger. S.P.

Noch bis zum 10. August im Bremer Medienhaus, Schwachhauser Heerstr. 70, Öffnungszeiten mo-fr 10-17 Uhr