Musical-König will das Metropol-Theater

■ Senatoren treffen morgen Vorentscheidung über Verkauf von Metropol und Friedrichstadtpalast/ CDU fördert Musical-Manager Rolf Deyhle

Berlin. In illustrer Runde und hinter verschlossenen Türen fällt morgen die Vorentscheidung über die Zukunft von zwei berühmten Berliner Theatern. Unter den sechs Investoren, die Interesse an einem Kauf von Metropol-Theater und Friedrichstadtpalast angemeldet haben, wollen fünf Senatoren die beiden Bewerber auswählen, mit denen der Senat anschließend in konkrete Kaufverhandlungen eintreten will.

Es geht um viel Geld. Denn mit dem Metropol-Theater will Kultursenator Ulrich Roloff-Momin auch »das gesamte umliegende Grundstück« neben dem Bahnhof Friedrichstraße verkaufen, bestätigte sein Sprecher Rainer Klemke.

Unter den Bewerbern ist auch der in der Branche eher berüchtigte als berühmte Stuttgarter Musical-Manager Rolf Deyhle. Gegen den Unternehmer, dem die Rechte an einer Reihe kassenfüllender Musicals gehören, wurde bereits wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ermittelt.

In Berlin sorgte dem Vernehmen nach die CDU dafür, daß Deyhle dennoch auf die Bewerberliste kam.

Die Proteste ließen gestern nicht auf sich warten. Der kulturpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Grüne, Albert Eckert, forderte die Absage der »Kungelrunde«. Weil der Senat auf eine offene Ausschreibung und »feste Kriterien« verzichtet habe und das Grundstück unter Marktwert verkaufen wolle, drohe ein »neuer Grundstücksskandal«. Den Investoren werde ein wertvolles Grundstück geboten, zuzüglich einer »Kulturkröte, die sie schlucken müssen«.

Besonders skandalös, so Eckert weiter, seien die Verhandlungen mit Deyhle. Im Gegensatz zu Berlin hätten es Städte wie München und Wien abgelehnt, mit dem umstrittenen Unternehmer weiterzuverhandeln.

Daß der Grundstückspreis um die Summe verringert werden soll, die der Investor in die Sanierung des Metropol stecken muß, wurde von Roloff-Sprecher Klemke bestätigt. Er verteidigte das Auswahlverfahren. »Es gab auf dieser Erde keine offenere Ausschreibung«, versicherte er. Dies gelte allein deshalb, weil alle Zeitungen der Republik mehrfach über die Privatisierungspläne berichtet hätten.

Der Senat habe überdies klare Vorstellungen über das, was die Investoren bieten müßten. Das Metropol müsse als Operetten- und Musical-Theater erhalten bleiben, der Friedrichstadtpalast müsse den Charakter eines Revuetheaters behalten. In beiden Häusern, die man nur getrennt verkaufen werde, müsse ein »möglichst« großer Teil des bisherigen Personals auch weiterhin beschäftigt werden.

Auch der Verkauf des Grundstücks rund um das Metropol sei unabdingbar. Der Investor müsse die Gelegenheit haben, zu bauen und mit dem Betrieb von Restaurants, Boutiquen und Büros Einnahmen zu erzielen und damit das Theater zu unterhalten. In welchem Umfang und in welcher Höhe das Grundstück bebaut werden darf, solle ebenfalls in den Verhandlungen mit den Investoren festgelegt werden. Deshalb werde auch Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) an der Runde teilnehmen. hmt