■ URDRÜ'S WAHRE KOLUMNE
: Auf zum ersten Rollmops-Parlament

Auch Kolumnisten müssen manchmal niesen. Beispielsweise in der Obernstraße. “Hatschi!“ - und schon tönt es vom Wegesrain „Gesundheit“. Der Bettelmann mit den appen Beinen ist es, der da Gutes wünscht. Aber darf man jetzt das übliche Bettel-Entgelt geben oder zerstört der Mammon den Wert der freundlichen Geste? Noch ehe die Sache zu Ende gedacht, kommt Hilfe aus Betroffenensicht: „Gesundheit kost' auch was“ mault der Sandler und hat damit in der Stadt des Ärztefunktionärs Karsten Vilmar die Sache auf den Punkt gebracht.

Die Fisch '92 lädt heuer das Fachpublikum nicht nur zum Messebetrieb in die Stadthalle, sondern auch zum 1. Seafood-Parlament. Krabben, Rollmöpse, Schillerlocken und selbst die volkstümlichen Makrelen haben Dr. Wolfgang von Geldern zum Schirmherr ihres Parlaments bestimmt; der ist immerhin Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Naturschutz und Reaktorsicherheit. Daß Wirtschaftssenator Claus mit C Jäger dem Gremium angehören wird, mag unter Kaulquappen als Selbstverständlichkeit gelten-aber wieso „auch Bremens Gesundheitssenator Dr. Hans-Herbert Kornau seine Teilnahme bereits zugesagt hat“, nimmt denn doch wunder. Hans-Herbert als Hochstapler? Oder ein pseudonymer Uwe B. Mück aus Bremerhaven? Der Rochen aber röchelt in Atemnot...

Auf Stasi-Mitarbeit lassen sich zehn von elf Abgeordneten der bremischen Grünen ganz ganz freiwillig überprüfen. So findet manche KBW-Biographie ihren kongenialen Höhepunkt: Was chinesische oder albanische Leuchtfeuer-Geheimdienste betrifft, kratzt eh' nur als Folklore. Und daß CIA, Mossad und Verfassungsschutz überall ein bißchen mitmüffeln, gehört schon längst zur herb-frischen Duftnote „Realité“ aus dem Hause Les Verts.

Wir im Viertel. Drogenfrei und kinderlieb. Nehmen jetzt den Mädels vom Wackel auch noch den Arbeitsplatz durch eigenmächtige Sperrung der Friesenstraße. Das Feeling dabei vermutlich aufrecht empört und sehr zufrieden hinterher. Dem Freier aber geht's am Schwanz vorbei. Und der wohnt auch in der Friesenstraße. Aber reichlich!

Nicht nur der Bürger schlägt zurück, auch die Monster Trucks lassen sich nicht mehr alles gefallen. Bei LKW-Shows in den USA gab es allein in den letzten Wochen drei tödlich verlaufende Angriffe frustrierter Trucks auf das johlende Publikum. Kann man es dem durchschnittlichen Sattelschlepper verdenken, wenn er auch mal ausrastet?

Gelegentlich hat Mensch mit der Justiz zu tun, woraufhin diese „im Namen des Volkes“ ein Urteil fällt. Bei dessen Abschrift aber schlägt der gerichtseigene Satiriker zu und setzt säuberlich über die Volkes-Formel die Worte „Von einem Blinden geschrieben“. Wir hatten uns sowas schon gedacht...

Ausgerechnet beim Kiffen am Baggersee springt dieses Zitat ins verblüffte Auge: „Haschisch ist das Tor zur Hölle.“ Hat Bayerns Innenstaatssekretär Günther Beckstein von der CSU gesagt. Plötzlich tut sich das Wasser auf, der Teufel greift sich wie nix einige fröhlich am Strand spielende Pudel, einen Schwefelgestank hinterlassend, der jede Lust am Pfeifchen nimmt. Ein Fall für den Verbraucherschutz!

Ulrich Reineking-Drügemöller