Nieder mit der vierten Wand

■ Von heute an bis Mittwoch: 60 Bremer KünstlerInnen machen ihre Ateliers auf

Alle Interessierten sind ausrücklich ermuntert, Hemmungen und falsche Höflichkeiten an der Garderobe abzugeben, neugierig hereinzukommen und zu gucken und zu fragen. Von heute an bis Mittwoch öffnen mehr als 60 Bremer KünstlerInnen ihre Ateliers dem Publikumsverkehr. Für weniger Mutige sind Führungen organisiert, stadtteilbezogen, immer für eine Handvoll Ateliers samt ihren BetreiberInnen. Am Wochenende sind alle Ateliers für bestimmte Stunden geöffnet, sonst zu den Führungszeiten und nach Vereinbarung, ein blaues Faltblatt gibt Auskunft.

In Bremen gab es sowas erstmals vor einem Jahr, beim Kunstfrühling. Jetzt wird es wegen der guten Resonanz wiederholt - diesmal ohne den teuren Frühling, den es erst '94 wieder geben soll.

Klar: es sind hauptsächlich junge KünstlerInnen, nicht die ganz bekannten und teuer vermarktbaren, die ihre fertigen und angefangenen Bilder in verschiedenen Stadien, ihre Grafik-Werkstätten, Fotolabors oder planmäßig angeschlagene Steinblöcke vorzeigen. Aber schwindelerregend ist doch, was da, bei 60 KünstlerInnen, für ein Netzwerk entstehen könnte!

Wie und wo entstehen Bilder, Plastiken, Installationen, und warum gerade so? Mit sowas können BesucherInnen die Kunstschaffenden löchern. Und NachbarInnen können hingehen und einfach anklopfen, anstatt immer nur durch gipsbekleckerte Scheiben ins Atelier zu spähen. Die KünstlerInnen selbst können pilgern und die Räume der KollegInnen, gern auch der KonkurrentInnen begucken: Was haben die für Pinsel, für Licht, für Einfälle?

Organisiert hat das ganze Georg Ueltzen vom Bremer Verband Bildender KünstlerInnen (BBK). Tägliche Führungen durch die Ateliers, stadtteilsortiert, werden ehrenamtlich durchgeführt: Montag im Steintor, Dienstag in Schwachhausen, Hastedt und Findorff, Mittwoch in Neustadt und Walle/Gröpelingen. S.P.