Gift in der Schule: Sanieren, aber wie?

■ PCB plagt 600 Schüler der Gesamtschule West / Hilfe auf lange Bank verschoben

Die 200 Eltern und Schüler waren sichtlich erregt. Die Rede war sogar vom „Umwelt-Aids“, als am Mittwochabend in der Gesamtschule West in Gröpelingen mit Bildungssenator Henning Scherf über die Verseuchung des Schulgebäudes dikutiert wurde. Die 600 Schüler, die hier täglich ihr Pensum absolvieren, sind den Giften Asbest und PCB ausgesetzt. Beide Stoffe gelten als krebserregend, PCB verursacht außerdem Erkrankungen der Atemwege; beide Stoffe sind für ihre gravierenden Spätschäden bekannt.

An der Kontamination des Gebäudes ist nicht zu rütteln, ein Gutachten des Bremer Umwelt- Institutes hat diese Stoffe nachgewiesen. Die große Frage lautet aber: Wann wird etwas getan? Zur Diskussion geladen hatte der Arbeitskreis ökologische Gebäudesanierung, dem Eltern, Lehrer und ein Vertreter der Bildungsbehörde angehören. Der drängt auf schnelle Sanierung, denn eine Fragebogenaktion unter allen Schülern und Beschäftigten der Gesamtschule West hatte ergeben, daß überdurchschnittlich viele an Konzentrationsproblemen, rascher Ermüdung, Reizbarkeit oder Benommenheit leiden. Die Kontamination durch Asbest und PCB werde durch Fehler und Mängel im Belüftungssystem der Schule noch verschärft, erklärte der Sprecher des Arbeitskreises, Gerd Wittenberg. Ein Teil der Fenster sei nicht zu öffnen, die Heizungs- und Belüftungsanlage sei eine einzige Fehlkonstruktion.

Viel Wind hatten die Veranstalter im Segel, aber Henning Scherf nahm ihn geschickt heraus und gestand alle Mängel ein. „Ich schließe mich den Forderungen des Arbeitskreises an“, lautete seine Botschaft. Nur die Konsequenzen sind unklar: Während es für die Asbestsanierung in Bremen bereits bindende Beschlüsse gibt, ist das PCB-Problem bisher kaum diskutiert.

Als dann der Senator aber erklärte, daß man wegen mangelnder Erfahrung erst einmal ein Sanierungsgutachten in Auftrag geben müßte, witterten die Eltern gleich eine Verzögerungstaktik. Eine Mutter sprach aus, was viele dachten: „Ich habe die Nase voll von Geschwätz.“

Wo die Schüler unterrichtet werden sollen, wenn die Gesamtschule West totalsaniert wird, ist bislang ungeklärt. Mobile Containerbauten sind in die Diskussion gebracht, manche setzen auf Räume der ehemaligem AG Weser, auch ein Ausweichen in andere Schulen ist im Gespräch. Wie die Sanierung bezahlt werden soll, ist noch unklar; Ein Haushaltstitel ist nicht in Sicht. Gerrit Busch