Wohnen ohne Auto

■ Interessenten für autobefreites Wohnen im Hollerland gesucht

Im Neubaugebiet Hollerland soll ein ganzer Wohnbereich für Menschen ohne eigenes Auto entstehen. Gesucht werden dafür allerdings nicht nur Einzelpersonen und Familien, die sich kein Auto leisten können, sondern vor allem Menschen, die kein Auto mehr haben wollen. Als Gegenleistung für ihren Selbstverzicht können sie in ein grünes, von parkenden und herumfahrenden Blechkisten befreites Wohngebiet ziehen. Der Senator für Stadtentwicklung und die Baugesellschaft Gewoba sind sich bereits im Prinzip einig über das Vorhaben, an der konkreten Ausgestaltung sollen jedoch auch die künftigen BewohnerInnen von Anfang an beteiligt werden. Thomas Krämer-Badoni, Professor für Stadt- und Regionalsoziologie, hat es deshalb übernommen, InteressentInnen für das autobefreite Wohnen zu suchen.

„Wir betreten absolutes Neuland“, versicherte gestern der beim Stadtentwicklungssenator für ökologische Stadtgestaltung zuständige Referent Michael Glotz-Richter, „aber das Projekt ist kein Sandkastenspiel, sondern hat eine echte Realisierungs- Chance.“

Der Bau von begrünten Wohngebieten ist nicht neu. Normalerweise aber befinden sich dann die großen Parkplätze direkt nebenan. Das soll im Hollerland anders sein. Für das Projekt soll eigens eine Ausnahme von der strengen Stellplatzverordnung im Landesbaugesetz gemacht werden, um zu erreichen, daß der Flächengewinn durch den Autoverzicht tatsächlich direkt den BewohnerInnen zugute kommt. 35 bis 40 Prozent der Fläche, die normalerweise allein für das Parken benötigt werden, können so ganz neu zum Wohnen genutzt werden.

Wie der Autoverzicht später einmal in die Miet- bzw. Kaufverträge der entsprechenden Wohnungen eingearbeitet wird, soll erst noch mit einem Rechtsgutachten geklärt werden. Thomas Krämer-Badoni setzt allerdings neben dieser vertraglichen Regelung vor allem auf die Motivation der künftigen BewohnerInnen: „Wir gehen davon aus, daß die Erfahrung mit dem autobefreiten Wohnen so positiv sein wird, daß freiwillig auf das Auto verzichtet wird.“

Zumindest in den ersten zehn bis 15 Jahren sei damit zu rechnen, daß die Menschen, die sich konkret für dieses Projekt beworben haben, auch tatsächlich ohne Auto leben wollten. „Und danach ist das Projekt entweder ein Mißerfolg oder aber es hat längst eine ausstrahlende Wirkung bekommen, durch die die Idee des autobefreiten Wohnens auch an anderen Orten verbreitet worden ist.“ Ase

InteressentInnen am Projekt „Wohnen ohne Auto“ können sich bis zur Sommerpause wenden an Uni Bremen, Prof. Thomas Krämer-Badoni, ZWE Arbeit und Region, Postfach 330440, 2800 Bremen 33. Sie bekommen dann einen Fragebogen, der bis zum Herbst ausgewertet werden soll und werden zu weiteren InteressentInnen-Versammlungen eingeladen.