Schertz' zornvoller Rückblick

■ Auszüge aus dem Brief, mit dem Polizeipräsident Georg Schertz sein Abwahlgesuch begründet

Berlin. Es ist ein Blick zurück im Zorn. Der Brief, den Polizeipräsident Georg Schertz am Mittwoch per Bote an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD schickte, ist gespickt mit detaillierten Vorwürfen gegen CDU-Innensenator Dieter Heckelmann und gegen Diepgen selbst.

Schertz schreibt, er sehe sich zu dem Abwahlbegehren veranlaßt, weil das »unverzichtbare Vertrauensverhältnis« zum Innensenator »nunmehr auch aus meiner Sicht gänzlich zerstört ist«. Großen Raum in dem Brief nimmt der Vorwurf ein, daß sich Heckelmann mehrfach »hinter dem Rücken« des Polizeipräsidenten mit Landespolizeidirektor Manfred Kittlaus getroffen und beraten habe. Nur aus »jener direkten Gesprächslinie« ließen sich, so Schertz weiter, »alle späteren Auffälligkeiten« von Kittlaus' Verhalten »erklären«. Der Polizeipräsident erwähnt ausdrücklich die inzwischen widerlegten Stasi-Vorwürfe, die »auf einem schriftlichen Bericht« beruhten, den der Landespolizeidirektor auf der Grundlage eines Gespräches gefertigt hatte, das er ohne dienstlichen Auftrag und Zuständigkeit am 7.März eigeninitiativ in Gegenwart zweier Journalisten des »'Stern‘ mit einem ehemaligen Führungsoffizier eines auf mich angesetzten Stasi- Spitzels geführt hatte«.

Nachdem Kittlaus' Aktivitäten bekanntgeworden seien, habe Heckelmann zwar bei ihm, Schertz, einen »Sachbericht« verlangt. Ihm sei auch die Zusendung der einschlägigen Ermittlungsakten »zugesagt« worden, dann jedoch sei ihm »zu meiner Überraschung« zunächst von Heckelmann und dann von dessen Staatssekretär Armin Jäger »die Aushändigung verweigert« worden.

Daneben erwähnt Schertz »unüberbrückbare Gegensätze« über die künftigen Polizeiarbeit. Seit einem Jahr habe er Heckelmann vergeblich um eine »Grundsatzerörterung« über die künftige Führungsstruktur der Polizei gebeten. »Laufend« verliere die Berliner Polizei »hochbewährte Mitarbeiter des höheren Dienstes« an das Land Brandenburg, weil diese — »sämtlichst der SPD angehörend« — in Berlin »für sich keine berufliche Perspektive sehen«.

»Besonderes Gewicht« für seinen Schritt habe schließlich das Verhalten von Diepgen gehabt. Dieser habe die Probleme der inneren Sicherheit im letzten Wahlkampf besonders herausgestellt, seit seinem Amtsantritt im Januar 1989 jedoch nicht »ein einziges Mal« Schertz »zu einem Gespräch gebeten«. Er habe nie einen Termin erhalten. hmt