UNTERM STRICH

Edith Clever inszeniert. Sie wird für die „Szene Salzburg“, dem Gegenprogramm zu Gérard Mortiers Salzburger Festspielen Goethes Stella in der ungekürzten Fassung auf die Bühne bringen — so berichtete Michael Stolhofer, Intendant der „Szene Salzburg“, der dieser Tage sein dichtes Theater- und Kunstprogramm vorstellte (16. Juli bis 29. August).

Die Verleihung des diesjährigen Hörspielpreises der Kriegsblinden an den Autor und Schauspieler Horst Giese wird verschoben. In einem Brief an den als Ehrengast eingeladenen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite, begründet der Vorsitzende des Bundes der Kriegsblinden Deutschlands, Franz Sonntag, diesen Schritt nach 'epd‘- Informationen mit dem Verdacht der Stasi-Mitarbeit gegen den in Potsdam lebenden Preisträger. Die von einem Privatmann erhobenen Beschuldigungen, die Giese bestreite, sollten nun von der Gauck-Behörde geprüft werden. Die für 25. Juni vorgesehene Preisverleihung wird auf die Zeit „nach der Sommerpause“ verschoben.

Urheber der Beschuldigungen gegen Giese ist der Berliner Architekt C.A. von Halle. In einem Brief an den Bund der Kriegsblinden beschuldigte er den Hörspiel- Autor und Schauspieler, ihn 1961 in eine Falle gelockt zu haben mit der Folge, daß Halle mehr als zwei Jahre in DDR-Haft saß. Der Architekt räumte ein, für seine Beschuldigung keine Beweise zu haben. Aber er habe einen Eilantrag auf Akteneinsicht gestellt. In einem Brief an Giese hatte Halle den Hörspielpreisträger aufgefordert, den Preis nicht entgegenzunehmen. Eine Äußerung dazu hatte er mit einer Frist verknüpft, bevor er „weitere Schritte in Richtung Öffentlichkeit“ unternehme, dann jedoch Pressevertreter über seinen Verdacht informiert.

Sieben Tagebücher von Lion Feuchtwanger aus der Zeit zwischen 1906 und 1940 hat der Exilforscher Harold von Hofe in den Unterlagen von Feuchtwangers Sekretärin in Südkalifornien entdeckt. Eine Veröffentlichung der wissenschaftlich ergiebigen Dokumente werde jedoch nicht geplant, da viele Eintragungen „allzu privater“ Natur seien. Harold von Hofe, der für die Neuausgabe von Feuchtwangers Der Teufel in Frankreich im April dem Aufbau-Verlag bereits ein früher gefundenes Tagebuch aus dem Jahr 1940 zur Verfügung gestellt hatte, vermutet weitere Aufzeichnungen, die die zeitlichen Lücken zwischen den jetzt entdeckten Heften schließen könnten, in dem bisher ungesichteten Archiv Feuchtwangers.

Der Soziologe Michael Pollak, Autor mehrerer Werke über deutsche Konzentrationslager, ist im Alter von 43 Jahren in Paris an Aids gestorben. Pollak, gebürtiger Wiener, war seit 1990 Direktor im staatlichen französischen Forschungszentrum CNRS. Er hatte 1988 Les homosexuels et le sida (Die Homosexuellen und Aids) sowie im gleichen Jahr den Essay Die Grenzen des Sagbaren nach der Lebensgeschichte von KZ-Überlebenden veröffentlicht. Er war außerdem Autor von Vienne 1900 — Une identité blessée (Wien, eine verletzte Identität) und Mitherausgeber des Bandes Eine zerstörte Kultur — Jüdisches Leben und Antisemitismus in Wien seit dem 19. Jahrhundert (1990).