Deyhle bleibt im Theater-Rennen

■ Musical-König hat Chancen, das Metropol-Theater zu übernehmen/ Kultursenator favorisiert alternatives »Kulturmodell« mit Senatszuschuß/ Senat entscheidet Dienstag

Berlin. Das Broadway-Musical »Les Miserables« will die Hamburger Firma Stella Kultur Management ab Herbst 1993 im Berliner Metropol- Theater auf längere Zeit en suite spielen, wenn sie den endgültigen Zuschlag bei der Privatisierung des Operetten- und Musicaltheaters »Metropol« am Bahnhof Friedrichstraße erhält. Die Firma des Stuttgarter Unternehmers Rolf Deyhle, die in Hamburg die Musicals »Cats« und »Phantom der Oper« veranstaltet, hat sich, wie sie jetzt bestätigte, beim Senat beworben. Sie plant auch, am Potsdamer Platz ein Musicaltheater mit 1.800 Plätzen zu errichten.

Der Senat muß sich am kommenden Dienstag zwischen Deyhles Bewerbung und einer von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (SPD-nah) favorisierten »kulturpolitischen« Lösung entscheiden. Roloff favorsiert zwei Bewerber, die sich mehr an die Tradition des bisherigen Spielbetriebs eines Repertoiretheaters mit Operetten und Musicals anlehnen wollen. Diese beiden Alternativen blieben am Freitag nach der abschließenden Sitzung einer »ressortübergreifenden Kommission« mit Vertretern mehrerer Senatsressorts übrig, teilte Kultursenatssprecher Rainer Klemke auf Anfrage mit. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), der gestern zeitweise an der Kommissionssitzung teilnahm, favorisiert dem Vernehmen nach das Modell von Deyhle.

Dieses Modell sieht nach Klemkes Worten einen En-suite-Betrieb vor und würde ohne jede Zuwendung durch das Land Berlin auskommen, die andere Variante beinhaltet unter anderem einen »modifizierten En- suite-Betrieb« von etwa drei Wochen Spieldauer und würde zwischen zehn und 20 Prozent des jetzigen Zuschußbedarfs beanspruchen. Zur Zeit wird der laufende Zuschußbedarf des Metropoltheaters mit etwa 30 Millionen Mark veranschlagt. Die für diese zweite Lösung in Betracht kommenden Bewerber hätten Erfahrungen mit dem Betrieb und vor allem der Zusammenarbeit von Theatern. Der Geschäftsführer der Firma Stella, Günter Irmler, rechnet sich Chancen für das Metropoltheater aus, räumt aber ein, daß die Politiker gedrängt würden, das Theater »im alten Stil« zu betreiben.

Insgesamt waren am Freitag fünf Bewerber für das Metropoltheater und den Friedrichstadtpalast von der Senatskommission gehört worden. Im Falle des ebenfalls zur Privatisierung anstehenden Friedrichstadtpalastes hat sich die Kommission auf keine Lösung verständigen können. Laut Klemke haben sich neben der bisher vorliegenden einen Bewerbung zwei neue Interessenten gemeldet, so daß in diesem Fall noch weiterverhandelt werden soll. dpa/taz