Spanischer Breitwandrock

■ Die Heroes del Silencio kommen ins Tempodrom

Moment mal: Ist es nicht erst zwei Monate her, seit die spanische Band zum letzten Mal in Berlin gespielt hat? Jawohl. Der große Erfolg ihrer letzten Konzerte, für Publikum und Musiker gleichermaßen überraschend, motivierte die Heroes del Silencio zu einer weiteren Tour durch die Lande. Recht so, denn sie sind eigentlich ausschließlich eine Liveband, machen Sommermusik im Breitwandformat, die am besten in Freilichtarenen paßt.

Als eine südländisch-exotische Miniaturausgabe der frühen U2 könnte man die vier Jungs aus Zaragoza wohl boshaft bezeichnen, und das gilt fürs Outfit ebenso wie für ihre Musik. Auch Juan Valdivia setzt seine rauschhaften Gitarrenakkorde tief in den Raum und gibt ihnen bisweilen durch Stereo-Echos zusätzliche Farbe. Und auch Enrique Bunburys pathetisch-kraftvoller Gesang thront souverän über den hektisch vorangepeitschten und ewig gleichen Vierviertelfiguren von Joaquin Cardiel und Pedro Andreu. Das ist obsessive Musik, die auf den Bühnen der Welt in ihrer originären Form heranwächst und nur mit viel Bedachtsamkeit in ein so schnörkelloses Album wie Senderos De Traición gegossen werden konnte.

Dort kann der konzentrierte Hörer in Ruhe ihren Hang zu dramatischen Posen auskosten und das Schwanken zwischen weinerlichem Trotz und aufbrausendem Zorn nacherleben. Am besten jedoch sind die »Helden der Stille« immer dann, wenn sie ihre theatralischen Gitarrenrhythmen nicht so verdammt ernst nehmen und das machen, wofür man sie liebt: Wenn sie also ihre Lederjacken ablegen und ihrem Namen zum Trotz mit hispanischer Mentalität schnurgeraden Rock in der angloamerikanischen Tradition brettern. Peter Bickel

Am Sonntag, 14.6., um 20 Uhr im Tempodrom, In den Zelten, Tiergarten