Aller Anfang ist schwer

England schafft gegen den für Jugoslawien nachgerückten Außenseiter Dänemark ein 0:0  ■ Aus Malmö Chr. Biermann

Man könne sich das gar nicht vorstellen, meinte Englands Trainer Graham Taylor, was solch ein Debüt in einem Turnier bedeuten würde. Und Fleming Povlsen, vom Sommerurlaub zur EM beordert, sah das genauso. „Wir wußten am Anfang mit dem Spiel überhaupt nichts anzufangen.“ Acht Minuten lang war seine Mannschaft trotz des Anpfiffs von Schiedsrichter Blankenstein nur köperlich anwesend und schaute dem zu, was man da noch für den Kombinationswirbel des englischen Teams halten konnte; dann stellte Povlsen höchstselbst den Wecker. Sein Freistoß aus 18 Metern streichelte den Pfosten von Woods Tor. Und irgendwie war damit auch für Dänemark die EM angefangen.

Doch bis zu ihrem Ende blieb die Partie eine Mogelpackung. Danish Dynamite blieb auf dem Rasen und den Rängen ein Selbstzitat. Die 6.000 Dänen, die sich auf die einstündige Fährfahrt von Kopenhagen nach Malmö aufgemacht hatten, wirkten jedenfalls so, als würden sie sich selbst nachmachen. Ihr Team auf dem Rasen brauchte fast 70 Minuten, ehe John Faxe Jensen den Ball an den Pfosten schoß und damit endlich wie ein ernstzunehmender EM-Teilnehmer wirkte.

England hingegen wollte zwar englisch spielen. „Flanken haben die Dänen sehr unglücklich aussehen lassen“, wie Graham Taylor meinte. Schwere Verlegenheiten bereiteten Gary Lineker und Alan Smith den gegnerischen Verteidigern in Wirklichkeit aber kaum. Und die englischen Fans, die tagsüber in der Innenstadt von Malmö viel getrunken, gegrölt und zwischendurch böse geguckt hatten, verhielten sich ganz unhooliganesk zurückhaltend.

So schienen alle Schwierigkeiten zu haben, ihre vorgeschriebenen Rollen einzunehmen. Alle wollten irgendwie, konnten aber nicht richtig. Weshalb sie auch froh waren, daß der Anfang endlich vorbei war. „Wenn das erste Spiel weg ist, sich alles gesetzt hat, dann sieht man erst, was wirklich drin ist“, vertröstete Taylor. Gary Lineker brauchte sich nicht mehr um das Tor zu grämen, das „heute niemals kam“. Und Fleming Povlsen durfte schon nach der Prämie für einen EM-Sieg der Dänen gefragt werden. 100.000 Mark pro Spieler seien das, aber das wisse man ja, sowas hätte natürlich keinen Einfluß.

Vieleicht schon eher, daß man hier in einer Art Friedensmission kicke. „Denmark fights for peace“, hing ein Transparent am Stadionzaun, und Povlsen fragte: „Verhindern wir eigentlich, daß in Bosnien jetzt Leute sterben?“ Dann gab er gleich die Antwort: „Ich glaube nicht.“

England: 1 Woods (Sheffield) - 2 Curle (Manchester City - 62. 18 Daley/Aston Villa), 4 Keown (Everton), 5 Walker (Genua), 3 Pearce (Nottingham) - 8 Steven (Marseille), 12 Palmer (Sheffield) 7 Platt (AS Bari) - 17 Smith (Arsenal London), 10 Lineker (Tottenham), 16 Merson (ArsenalLondon)- 71, 15 Webb/ Manchester United)

Dänemark: 1 Schmeichel (Manchester United) - 4 Olsen (Trabzonspor) - 2 Sivebaek (AS Monaco), 3 Ken Nielsen (Aarhus GF), 6 Christofte (Kopenhagen) - 18 Vilfort (Bröndby Kopenhagen), 7 Jensen (BröndbyKopenhagen), 11 Laudrup (München), 5 Andersen (Köln) - 9 Povlsen (Dortmund), 15 Christensen (Schalke).