Böck bis zum Hals im Spenden-Sumpf

■ Neues Beweismaterial gegen Thüringens Innenminister Böck

Hamburg (dpa/taz) — Der umstrittene Thüringer Innenminister und CDU-Landesvorsitzende Willibald Böck wird nach Informationen des 'Spiegel‘ durch neue Dokumente zusätzlich belastet.

Wie das Magazin in seiner neuesten Ausgabe schreibt, ist das neue Belastungsmaterial auf Veranlassung der Erfurter Staatsanwaltschaft nach Hausdurchsuchungen beim hessischen Unternehmer Sebastian Stutz und bei dessen Frankfurter Anwalt Arno Kuhn beschlagnahmt worden.

Im Augenblick ermittelt die Erfurter Staatsanwaltschaft gegen den CDU-Politiker wegen des Verdachts der Vorteilnahme. Böck soll im November 1990 über den evangelischen Pfarrer und Mittelsmann Hans-Werner Kohlmann 45.000 Mark von der Unternehmensgruppe Stutz erhalten haben, die sich mit Hilfe des Unionspolitikers offenbar die Konzessionen für den Ausbau und Betrieb der Raststätten an den Thüringer Autobahnen sichern wollte. Böck hat zwar zugegeben, Geld erhalten und auch quittiert zu haben, allerdings lediglich 20.000 Mark. Außerdem habe er nicht gewußt, daß Stutz die Quelle der „Spende“ gewesen sei.

Die Fahnder werteten einen Vermerk des Stutz-Anwalts Kuhn über ein Telefongespräch mit Böcks Büroleiter Rainer von Andrian-Werburg als höchst aufschlußreich. Der Beamte hat sich laut 'Spiegel‘ am 7. Februar dieses Jahres bei Kuhn gemeldet und angeregt, dieser solle auf seinen Klienten Stutz einwirken, das persönliche Geldgeschenk für Böck als gewöhnliche Parteispende darzustellen.

Außerdem soll sich in einem Terminkalender des hessischen Unternehmers eine Eintragung gefunden haben, die auf Absprachen hindeutet. Für den 30. Mai 1992 heißt es dort: „Herr Böck — in Alsfeld Termin mit Herrn Stutz.“

Der thüringische Innenminister, der sich am kommenden Wochenende auf dem Landesparteitag der Christdemokraten erneut zum Vorsitzenden wählen lassen will, dementiert dagegen laut 'Spiegel‘, in jüngster Zeit persönlichen Kontakt zu Stutz oder dessen Anwalt Kuhn gehabt zu haben.

Unterdessen ist bekannt geworden, daß der thüringische CDU- Kreisverband Sömmerda den Geldboten Kohlmann aus der Partei ausschließen will. Der Pfarrer ist CDU- Ortsvorsitzender in Beichlingen. Der Landesvorsitzende Böck zeigte sich begeistert über den geplanten Partei-Ausschluß: „Ich hätte das schon längst gemacht.“