Spielfreude pur

■ Heiß und schön: The Afrikan Beats waren am Montag im Modernes

Schon seit seligen Rockpalast-Tagen ist Sunday Adeniyi, alis King Sunni Ade, auch in Deutschland eine populäre Größe, der vielleicht bekannteste Vetreter schwarzafrikanischer Popmusik überhaupt. „JuJu“ heißt seine Musik, sie entstand schon in den 20er Jahren in den Straßen Nigerias und entwickelte sich später mit elektronischer Instrumentierung zur beliebtesten Tanzmusik Westafrikas.

Sunny Ade tat sich nach seinem frühen Höhenflug über Europa und Amerika erstanlich schwer, auf den Zug der „Weltmusik“ aufzuspringen. Jetzt meldet er ich zurück, erneut mit veritabler Big Band, den den „New African Bebats“, und er versteht es nach wie vor, auf aufregende Weise Masse mit Klasse zu verbinden.

Allein acht Percussionisten sorgten im Modernes von der ersten Minute an für ein polyrhythmisches Fundament, wie man es derart mächtig und spannend arrangiert auf Bremer Bühnen lange nicht erlebt hat. Über den vehementen Groove erhob sich der fünfköpfige Chor mit seinen emphatischen Lob- und Preisgesängen, dunkel im Tenor, kraftvoll und treibend und in oft spannendem Kontrast zur hellen Stimme des Bandleaders.

Üppig sortiert auch der Rest der Gruppe. Zwei Gitarristen sorgten zusammen mit King Sunny Ade für metallisch-harte Highlife-Statements, ein Keyborder lieferte schneidende Jazzrock-Soli, und ein Pedal-Steel- Gitarrist für die in JuJu-Kreisen beliebte Hawaii-Komponente. Der treibende, mitreißende Aufbau der meist sehr langen Stücke mündete oft unvermittelt in wohlkalkuliertem Chaos oder wechselte überraschend zu sanft rollendem Groove, wo dann herrlich relaxed Rockmetaphern dominierten. Alle 18 auf der Bühnne vermittelten dabei Spielfreude pur, King Sunny gab sich als wohlgelaunter und kompetenter Bandleader, und eine wuselige Choreografie hob sich angenehm ab von dem manirierten Professionalismus, den die „Temptations“ zwei Tage zuvor an gleicher Stelle für originell gehalten hatten.

Große Stimmung im überhitzten und zum Glück nicht ganz vollen Saal des Modernes, und die zahlreichen Afrikaner nutzten überschwenglich ihren Vorteil, das wilde Treiben auf der Bühne bis in die Gesten hinein kommentieren zu können. Ein schöner, heißer Abend, ein wundervolles Konzert.

Rainer Köster