Gymnasium reißt alte Wunden auf

■ Beirat Huchting leht Gymnasium ab / Geht Gymnasium und Schulzentren?

Es ging hoch her und die Diskussion war eher emotional als sachlich: Der Beirat Huchting diskutierte am Montag abend mit 120 Zuhörern, ob der Stadtteil Standort für eines der beiden neuen Bremer Gymnasien werden sollte, die im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind. Die Frage war eher prophylaktisch als konkret, denn noch gibt es über die künftigen Standorte keine Klarheit. Die Diskussion machte aber deutlich, das die Frage der Gymnasien alte bildungspolitische Wunden wieder aufreißt.

Die FDP drängt auf Umsetzung ihrer bildungspolitischen Lieblingskinder. Bis zum Ende des Jahres, wenn auch die Ergebnisse der Schulreform-Kommission vorliegen, sollten die Entscheidungen für die Standorte gefallen sein, hieß es bislang. Jetzt fordern die Liberalen: „Bis zur Sommerpause wird der Bildungssenaor aufgefordert, Vorschläge für Standorte zu machen“ (Annelene von Schönfeldt, bildungspolitische Sprecherin der FDP). Die Diskussion tobt bereits in vollem Gange.

Da war beispielsweise Günther Friedrichs. Er ist Leiter der gymnasialen Oberstufe am Schulzentrum Delftestraße und ein erklärter Anhänger von Gymnasien. „Wenn irgendwo in Bremen Gymnasien aufgemacht werden, wandern uns die Schüler ab.“ Das habe für Huchting zum Beispiel zur Folge, daß durch die sinkende Schülerzahl die Wahlmöglichkeiten in den verbleibenden zwei Schulzentren empfindlich eingeschränkt würde. „Wenn die Gymnasien kommen, gehen an unseren Oberstufen die Lichter aus.“ Dem run auf die Gymnasien, da ist sich Friedrichs sicher, hätten die Schulzentren nichts entgegenzusetzen.

Das Argument der Eliteschulen sei abgegriffen und wenig sinnvoll, argumentierte Friedrichs. Bereits jetzt würden Bildungseliten auf Privatschulen ausgebildet, beim ökumenischen Gymnasium in Oberneuland stapelten sich die Anmeldungen bereits jetzt bis zum Jahr 1997. „Da ist es doch besser, daß die Eliten auf öffentlichen Schulen ausgebildet werden.“

Der Beirat mochte das nicht akzeptieren. Sein Votum ist höchstoffiziell erwünscht: Laut Koalitionsvereinbarung wird das Stadtteilparlament bei der Standortfrage „beteiligt“. Für Annelene Schönfeldt aber ist bei dem sozialdemokratischen Gewicht der Stadtteilparlamente klar: „Es geht auch ohne die Zustimmung der Beiräte.“ mad