KOMMENTAR
: Rechte für Au pairs sind Frauenrechte

■ Nur sechs Länder haben das Abkommen zum Schutz von Au pairs ratifiziert

Noch vor zehn Jahren haben sich die Mädchen meiner Generation als Au pairs nach Frankreich, Spanien und Italien aufgemacht. Die meisten von uns kamen mit Horrorgeschichten zurück: Wir mußten von morgens bis abends schuften, und die Kinder, die wir nebenbei noch hüten mußten, waren allesamt kleine Monster. Doch jetzt sind wir alle erwachsen, und die Antipathie gegen das Au-pair-System hat nachgelassen, denn Au pairs sind billig, sie sind immer da und „es ist wahnsinnig gut für Jaspars Französisch“.

Irgendwo in diesem Sumpf von Ausbeutung und enttäuschten Erwartungen steckt vermutlich eine sehr gute Idee. Ein Au pair war in der Vergangenheit eine Freundin der Familie aus einem anderen Land, die ein bißchen ausgeholfen hat, während sie ihre Sprachkenntnisse verbesserte. Die große Bedeutung, die heute Fremdsprachen zugemessen wird, hat dazu geführt, daß die Zahl der Au pairs stark angestiegen ist: „Die Wirtschaftskrise sowie die massive Arbeitslosigkeit und strenge Einwanderungsbestimmungen haben zu einer neuen Haltung gegenüber dem Au-pair-System geführt“, heißt es in einem EG-Bericht aus dem Jahr 1983. Dieser Bericht von Philli Viehoff wurde vom EG-Ausschuß für Jugend, Kultur, Bildung und Information in Auftrag gegeben, weil sich die Beschwerden über Ausbeutung, mangelnden Zugang zu Sprachkursen und fehlende Sozialversicherung gehäuft hatten. Aufgrund dieses Berichts empfahl die Europäische Kommission den Mitgliedsstaaten, das Au-pair-Abkommen des Europäischen Rates von 1969 zu unterzeichnen und zu ratifizieren.

Irland und Großbritannien haben das Abkommen bis heute nicht unterzeichnet, lediglich sechs Länder haben es ratifiziert. Warum diese Zurückhaltung? Das irische Außenministerium antwortete auf eine parlamentarische Anfrage: „Das Abkommen schützt die Au pairs nur innerhalb der Unterzeichnerstaaten. Irlands Beitritt würde daher den Schutz irischer Au pairs im Ausland nicht verbessern.“ Und was ist mit den ausländischen Mädchen in unserer Mitte? „Die zuständigen Behörden sind davon überzeugt, daß die derzeitigen Vorkehrungen für ihr Wohlergehen adäquat sind, so daß die Verwaltungsmaschinerie nicht durch die Unterzeichnung des Abkommens in Gang gesetzt werden muß.“

Beim Au-pair-System und seinem Mißbrauch geht es im Grunde genommen um Frauenrechte. Deshalb ist das Abkommen des Europäischen Rates auf die lange Bank geschoben worden. Victoria White

Die Autorin ist Journalistin bei der 'Irish Times‘