INTERVIEW
: „Die Arbeit als Au Pair ist langweilig und monoton“

■ Carmen Prieto (24) aus Madrid und Katarina Kurstenova (25) aus Prag arbeiten in Dubliner Haushalten

taz: Warum arbeitet Ihr als Au Pairs?

Katarina (K): Ich habe mein Pädagogikstudium unterbrochen, weil ich richtig Englisch lernen wollte, bevor ich in den Schuldienst gehe.

Carmen (C): Bei mir ist es ähnlich. Ich bin Sozialarbeiterin, und die Berufschancen sind viel größer, wenn man Englisch kann. In Madrid hätte ich mir keinen Sprachkurs leisten können. Da kostet die Stunde 30 Mark.

Warum seid Ihr nach Irland gegangen, und nicht nach England?

K: Bis vor kurzem durften tschechoslowakische Au Pairs gar nicht nach England einreisen.

C: Ich kannte Irland vorher nicht. Freunde sagten mir jedoch, daß ich unbedingt nach Dublin müßte, weil hier das beste Englisch gesprochen wird. Ich war vor kurzem für ein Wochenende in London und hatte große Verständigungsprobleme. Das passiert mir hier nicht.

Habt Ihr Eure Entscheidung schon mal bereut?

K: Nein, überhaupt nicht. Ich bin jetzt seit drei Monaten hier und gehe erst im Februar zurück nach Prag. Dublin gefällt mir sehr gut, die Stadt hat so viele Parks. Meine Gastfamilie zieht im Juli nach London, weil der Mann von seinem Arbeitgeber dorthin versetzt wird. Ich gehe mit nach London, weil ich gerne noch ein anderes Land kennenlernen möchte und mich bei der Familie sehr wohlfühle. Ich muß zum Beispiel nie für sie kochen und habe viel Freizeit.

C: Die Iren und Irinnen sind sehr freundlich, sie sind den Spaniern viel ähnlicher als die Engländer. Ich bin schon seit anderthalb Jahren hier, und meine Gastfamilie möchte, daß ich noch länger bleibe. Ich kenne aber auch Au Pairs in Dublin, die von ihren Familien gnadenlos ausgebeutet werden und die sehr unglücklich sind. Eine Freundin von mir muß sieben Tage in der Woche ab sechs Uhr morgens auf die Kinder aufpassen, weil die Eltern beide arbeiten. Sie bekommt 40 Pfund (ca. 110 Mark) pro Woche. Ich habe dagegen am Wochenende frei.

An wen könntet Ihr euch wenden, wenn es Probleme geben sollte? Unterstützen euch die Vermittlungsagenturen in euren Heimatländern?

K: Die Agentur in Prag ist gerade erst eröffnet worden und hat überhaupt keine Erfahrung. Aber die Leute in der Dubliner Sprachschule sind sehr hilfsbereit.

C: Die Agentur in Madrid kümmert sich überhaupt nicht um die Mädchen, die sie vermittelt. Sie kassiert lediglich die hohe Vermittlungsgebühr von den Mädchen sowie von den Gastfamilien und vergißt dich dann.

Würdet Ihr euren Freunden und Bekannten in der Heimat den Au-Pair-Job empfehlen? Welche Tips würdet Ihr ihnen geben?

K: Ich kann nur raten, daß man versuchen sollte, die Gastfamilie vorher kennenzulernen. Ich habe Glück gehabt, aber es kann auch anders kommen.

C: Wenn man eine Fremdsprache lernen will, ist das der beste Weg. Allerdings kenne ich eine Irin, die zwei Jahre bei einer spanischen Familie als Au Pair gearbeitet hat: Sie kann kein Wort Spanisch, weil die Familie immer englisch mit ihr gesprochen hat. Die Arbeit als Au Pair ist langweilig und monoton. Aber es ist eine gute Erfahrung, und man lernt viel über andere Kulturen — wenn man an die richtige Gastfamilie gerät. Interview: Ralf Sotscheck