Nicht nur einsparen, sondern abgeben

■ betr.: "Optimismus des Willens", taz vom 11.6.92

betr.: „Optimismus des Willens“, taz vom 11.6.92

Capra hat das sehr gut erkannt — die Deutschen geben zwar vor, über die Umweltproblematik genug zu wissen — sie handeln aber nicht danach. Mit der Vereinigung Deutschlands wäre eine (vielleicht letzte) Chance gegeben, das Denken, welches dieses Nichthandeln bestimmt, zu ändern.

Warum wird denn mit aller Macht versucht, den Ostdeutschen die gleichen falschen Konsum- und Verhaltensweisen aufzuzwingen wie den Westdeutschen (siehe Einschränkung des ÖPNV zugunsten des Autos)? [...]

Fragt denn überhaupt jemand danach, ob sie die „Segnungen“ der Talmigesellschaft wirklich wollen? Wirtschaft und Politik sicher nicht. Wer den Wert eines Menschen nur danach beurteilt, wie nützlich ihm dieser sein könnte (ist), welches Auto er fährt oder welche Designermarke er/sie trägt, der hat für mich nichts Menschliches mehr an sich. Es gilt darum, diesen unseligen Kreislauf von arbeiten — konsumieren — arbeiten nur um des Konsum willens zu durchbrechen. Ein Paradigmenwechsel ist angesagt.

Nicht der/die sollte das größte Ansehen genießen, welche/r das größte Auto fährt etc., sondern der/die, welche sich am umweltfreundlichsten verhalten und somit einen Beitrag zur Erhaltung der Natur und zur Vielfalt der Arten leisten. Die Devise muß nicht nur sein einsparen, sondern abgeben. Abgeben nicht nur von materiellem Wohlstand, sondern auch von Wissen. Und zwar ohne danach zu fragen, ob uns Frauen in Afrika, Indien oder anderswo eines Tages dafür etwas zurückgeben.

Wenn das Wissen der Frauen (global) angehoben und die Achtung des Frauseins als solches verbessert wird, werden auch die Chancen für einen Wandel in der globalen Umweltverantwortlichkeit inklusive Bevölkerungszuwachs steigen. [...] Renate Helling, Ost-Berlin