Mühsamer Reformweg

Vilnius (taz) — Der Übergang zur Marktwirtschaft ist nicht einfach— das muß die litauische Regierung jeden Tag feststellen. Auch neun Monate nach der Unabhängigkeit ist in dem Baltenstaat noch keine wirtschaftliche Erholung auszumachen. Im Gegenteil: die Industrie, die gut die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts beisteuert, befindet sich weiter auf Talfahrt. Die Inflation legt kräftig zu, lediglich die Arbeitslosigkeit ist kaum angewachsen — aber nur nach den offiziellen Zahlen nicht.

Ob Elektrotechnik, Elektronik, Chemie, Maschinen oder Baumaterial — noch immer werden rund 80 Prozent des Außenhandels mit den UdSSR-Nachfolgestaaten abgewickelt. Die dringend benötigten Rohstoffe und Erdöl gibt es im Gegenzug nur gegen harte Devisen. Auch die Privatisierung geht nur schleppend voran.

Konnten bei Versteigerungen von Häusern oder Kleingewerbe- Betrieben, die im amtlichen „Privatisierungs-Bulletin“ angepriesen werden, noch Fortschritte erzielt werden, blieben die ausländischen Investoren für die Industrie- Komplexe bislang aus. Wie lange die Betriebe noch am Laufen gehalten werden können, ist fraglich. es